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„Alternative Betreibermodelle“: Stadt prüft „Karli“-Übernahme

Vom Rathaus beauftragte Gutachter sollen auch Betriebskosten und Zuschüsse untersuchen - Grund dafür sind eklatante Geldnöte des SVB. Friedhelm Schatz neuer Aufsichtsratschef beim SV Babelsberg 03.

Von Peer Straube

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Babelsberg - Angesichts nicht abreißender Geldsorgen beim Fußballdrittligisten SV Babelsberg 03 bereitet sich die Stadtverwaltung auf den Ernstfall vor – die mögliche Übernahme des Karl-Liebknecht-Stadions, das der SVB bislang per Erbbaupacht selbst betreibt. Das Rathaus lasse „alternative Betreibermodelle“ erarbeiten und werde die Ergebnisse dem Hauptausschuss vorlegen, sagte Stadtsprecher Jan Brunzlow am Dienstag auf PNN-Anfrage.

Als konkrete Möglichkeiten nannte er neben dem Beibehalten der Erbbaupacht den „Betrieb des Stadions über eine kommunale Gesellschaft, in Eigenregie oder auch in einer gemeinsamen Gesellschaft mit den Nutzern des Stadions“, also dem SVB und dem Frauenfußballclub Turbine Potsdam.

Grund für die Untersuchungen sind die eklatanten Geldnöte des SVB. Denn bekanntlich musste die Stadt für den chronisch klammen Drittligisten in den letzten zwölf Monaten gleich mehrfach tief in die Tasche greifen. Weil dem Verein nach der Stadtwerke-Affäre um deren Ex-Chef Peter Paffhausen die Mittel wegbrachen, beschlossen die Stadtverordneten im letzten Sommer zunächst einen einmaligen Zuschuss in Höhe von 700 000 Euro, um die drohende Insolvenz abzuwenden. Als die abknickbaren Flutlichtmasten kaputtgingen, machte die Stadt abermals 250 000 Euro locker – allerdings funktionieren die Masten bis heute nicht. Wie berichtet fordert der Verein von der Stadt abermals eine finanzielle Beteiligung an der Reparatur, die rund 80 000 Euro kosten soll. Im Rathaus lehnt man das ab.

Als die Stadt vor Kurzem noch einmal 120 000 Euro zuschießen musste, weil Turbine Potsdam sonst sein Champions-League-Heimspiel gegen Lyon nicht hätte austragen können, war für die Stadtverordneten das Maß voll. Peter Schultheiß (Potsdamer Demokraten) hatte über ein „Fass ohne Boden“ geschimpft, Ute Bankwitz vom Bürgerbündnis fühlte sich gar „hinters Licht geführt“. Der Erbbaupachtvertrag mit dem SVB sei seinerzeit geschlossen worden, damit die Stadt durch den Stadionbetrieb finanziell nicht belastet werde. SPD-Fraktionschef Mike Schubert forderte Alternativen zur Erbbaupacht. Schon jetzt schießt die Stadt jährlich rund 150 000 Euro für die Betriebskosten zu. Womöglich aber wird auch dieser Betrag noch einmal aufgestockt. Der SV Babelsberg 03 habe der Stadt signalisiert, dass die Höhe des Zuschusses nicht ausreichend sei, sagte Brunzlow. Daher werde nun ein Gutachter beauftragt, der die Höhe der Betriebskosten und die Zuschüsse prüfen soll.

Der SVB sieht nach Sanierung des Stadions die Mittel nicht mehr als ausreichtend an, weil sich mit dem Umbau auch die Nutzfläche vergrößert hat und demzufolge auch die Betriebskosten gestiegen sind. Die Sanierung des „Karli“ hatte insgesamt acht Millionen Euro gekostet – der größte Teil stammte aus Mitteln des Konjunkturpakets II, die Stadt hatte 800 000 Euro beigesteuert. Bereits zur Eröffnung des Stadions hatten Fans des Vereins zahlreiche Baumängel moniert, etwa ungünstige Sichtverhältnisse von vielen Plätzen aus und zu kleine Fenster im VIP-Bereich.

Zumindest personell fährt der Verein wieder in ruhigerem Fahrwasser. Nach dem Führungswechsel im Präsidium und bei der Geschäftsführung hat der SVB nun auch einen neuen Aufsichtsratschef – Filmparkchef Friedhelm Schatz. Das neu gewählte Kontrollgremium entschied sich in seiner ersten Sitzung am Montagabend einstimmig für den Medienunternehmer, wie der Verein am Dienstag mitteilte. Schatz’ Stellvertreter sind Ralf Schöfski und der bisherige Aufsichtsratschef Christian Lippold. Er hatte das Gremium ein Jahr geführt, nachdem sein Vorgänger nach Korruptionsvorwürfen zurückgetreten war. „Babelsberg 03 ist ein ungewöhnlicher Verein mit einer großen Geschichte und viel Potenzial für die Zukunft“, sagte Schatz laut Mitteilung des SVB nach seiner Wahl.

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