
© Ottmar Winter/Agentur Wende
Von Jan Brunzlow: Stadt prüft Zuschuss-Nachweise
Babelsberg 03 erhält Geld für die Sanierung des Flutlichts und will auch über Pachtvertrag neu verhandeln
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Die Nachricht platzte mitten in die Haushaltsverhandlungen: Die Stadt Potsdam will den Sportvereinen SV Babelsberg 03 und Turbine Potsdam finanziell unter die Arme greifen. Weitere 250 000 Euro aus dem Stadthaushalt verspricht Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) für die Sanierung der Flutlichtanlage im Karl- Liebknecht-Stadion – dabei fließen derzeit bereits acht Millionen Euro Steuergeld in die Sanierung des maroden Runds. Die erneute Förderung habe Jakobs entschieden, heißt es seitens der Stadt. Lange war die Viertelmillion Streichmasse bei der Aufstellung des städtischen Haushaltes, doch letztlich hat der Rathauschef sich durchgesetzt. Allerdings zeigte man sich selbst bei der SPD überrascht von der Investition.
Schon jetzt ist der Haushalt nur ausgeglichen, weil Rücklagen aus den vergangenen Jahren das Minus dieses Jahres ausgleichen. Mike Schubert (SPD) hält sich daher bedeckt bei dem Thema. Er wolle im Rahmen der Kooperation darüber sprechen, am morgigen Mittwoch tagt der entscheidende Fachausschuss zum Thema Finanzen. Dann könnte auch das „Karli“ mit seinen abknickbaren Lichtmasten Thema sein.
Warum die Sanierung der einzigartigen Flutlichtanlage nicht aus den Mitteln für die Sanierung des Stadions bezahlt werden kann, begründet Vereins-Geschäftsführer Ralf Hechel mit der Planung der Sanierungsmaßnahme. Die Konjunkturmittel seien bereits verplant gewesen, erst danach sei die Havarie aufgetreten. Da habe es zwei Möglichkeiten gegeben, hieß es seitens der Stadtverwaltung: Umplanen, oder die Stadt, in deren Auftrag die Anlage einst auch gebaut worden ist, kommt für den Schaden auf. Denn allein will der Verein nicht auf den Kosten sitzen bleiben. Nun, so heißt es aus dem Rathaus, müsse der Verein nichts bezahlen. Die Stadt werde für die gesamten Kosten der Sanierung – taxiert auf 250 000 Euro – aufkommen. Hechel bestätigte, dass die Reparatur diese Summe kosten wird.
Ursprünglich hatte sich die Sportbeigeordnete Iris Jana Magdowski (CDU) dafür ausgesprochen, dass der Sportverein, der im Jahr 2003 das Karl-Liebknecht-Stadion in Erbbaupacht übernommen hat, die jährlichen Zuschüsse der Stadt für die Reparatur aufwendet. Heute sagte Magdowski: Es wäre ein Schildbürgerstreich, wenn ein solches Stadion mit mehreren Millionen Euro saniert wird und dann kein Geld für Flutlichtmasten da wäre, „die sich jeder Hobbyverein leisten kann“. Hintergrund des Seitenwechsels ist auch, dass die Verwaltung die Verwendung des jährlichen Zuschusses von 150 000 Euro derzeit überprüft. Da gebe es wenig Spielraum, heißt es aus dem Rathaus. Das sieht auch Vereins-Geschäftsführer Hechel so und möchte neue Gespräche über die Zuschüsse von 150 000 Euro sowie den Vertrag: „Anpassungen des Vertragswerkes sind geboten“, so Hechel. Und, „die Vorgespräche dazu wurden mit der Landeshauptstadt Potsdam bereits geführt“. Seit Jahren beklagt der Verein, dass der Zuschuss nicht ausreicht, um eine ganze Stadionanlage instand halten zu können.
Die Flutlichtanlage, einst für umgerechnet knapp 700 000 Euro für den höherklassigen Fußballsport von der Stadt gebaut, ist beim Zweitliga-Spiel der Babelsberger gegen Waldhof Mannheim am 12. April 2002 eingeweiht worden. Ein Jahr später gehörte die Anlage und das Stadion dem Sportverein, der die Immobilie als Liqiditätsmasse haben wollte. Das Grundstück sollte beliehen werden, um nötige Investitionen finanzieren zu können. Der Kredit wurde aufgenommen, die Investitionen in die Bausubstanz der Anlage hielten sich in Grenzen – danach folgte der Insolvenzantrag des Vereins und der Rücktritt der Verantwortlichen. Der heutige Vorstand und der Aufsichtsrat, in dem auch der damalige Insolvenzverwalter sitzt, müssen bis heute die Verbindlichkeiten tilgen.
Und auch das Flutlicht brachte Stadt und Verein bislang viel Ärger: Erst mussten Masten wegen fehlender Genehmigungen versetzt werden, es folgten bizarre Nachbarschaftsstreits, dann gibt es bis heute keine unbefristeten Genehmigungen für den Bau der Anlage und nun hat der Verein abknickbare Masten, die sich nicht mehr aufrichten ließen und daher verschweißt werden mussten, damit sie nicht umknicken. Ein Zwischenlösung. Dass die Reparatur nach der Stilllegung im Oktober nun so lange dauert, habe auch mit der Insolvenz der Herstellerfirma zu tun. Jetzt sei ein Magdeburger Unternehmen beauftragt, die Anlage zu reparieren. Bis Ende Mai sollen die seit Anfang Februar versteiften Lichtmasten wieder abknickbar sein. Am morgigen Mittwoch könnten sie erstmals wieder leuchten, es ist das erste Spiel unter Flutlicht seit Herbst 2010. Dann spielt Turbine Potsdam in der Champions League um den Einzug ins Viertelfinale. Bis zum 31. Mai soll die Anlage komplett repariert sein.
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