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Chefdenkmalpfleger-Job ausgeschrieben: Stadt sucht Nachfolger für Kalesse

Mit ihm endet eine Ära: Die Stadt sucht einen Nachfolger für Chefdenkmalpfleger Andreas Kalesse. Der Stadtkonservator, der seit 1991 im Amt ist und zur Bewahrung des Potsdamer Bauerbes entscheidend beigetragen hat, geht im Frühjahr 2018 in den Ruhestand.

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Potsdam - Mit ihm endet eine Ära: Die Stadt sucht einen Nachfolger für Chefdenkmalpfleger Andreas Kalesse. Der Stadtkonservator, der seit 1991 im Amt ist und zur Bewahrung des Potsdamer Bauerbes entscheidend beigetragen hat, geht im Frühjahr 2018 in den Ruhestand.

Neu besetzt werden soll der Posten des Bereichsleiters Denkmalpflege im ersten Quartal 2018, „möglichst noch mit der Übergabemöglichkeit durch den Amtsvorgänger“, wie aus der Ausschreibung der Stadt hervorgeht. Der oder die Neue leitet künftig ein Amt mit rund 20 Mitarbeitern und ist zuständig für Bereiche wie Gebietsdenkmalpflege, Restaurierung, Archäologie, Gartendenkmalpflege und die Betreuung einer „umfangreichen Sammlung hochwertiger historischer Unterlagen“, wie es heißt. Zu den Aufgaben gehören außerdem die Entwicklung von Leitlinien und Konzepten für die Sicherung der Qualität der Potsdamer Denkmallandschaft sowie „Fachangelegenheiten im Zusammenhang mit dem Potsdam prägenden Unesco-Welterbe, den stadtbildprägenden Ensembles und die Steuerung der Aufgaben des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege“.

Wer auch immer neuer Stadtkonservator wird: Sie oder er tritt in große Fußstapfen. Kalesse hat die Potsdamer Denkmalpflege über mehr als zweieinhalb Jahrzehnte geprägt – mit viel Licht, aber auch einigem Schatten. Potsdams Innenstadt, nach der Wende ein Bild des Jammers, wäre ohne seinen Einsatz nicht zu der Perle geworden, die sie heute ist. Bereits in den 1990er-Jahren sprach er sich für eine Wiederherstellung der Mitte aus – inklusive Wiederaufbau des Stadtschlosses als Brandenburger Landtag und Rekonstruktion des Stadtkanals. Zudem kämpfte er, damals auf der Höhe seines Einflusses und seiner Macht, lautstark öffentlich gegen – von der eigenen Verwaltung mitverursachte – Bausünden wie die Nobelsiedlung am Glienicker Horn und die geplante Gigantomanie des Potsdam-Centers nebst neuem Hauptbahnhof, beides Projekte, die Potsdam fast auf die Rote Liste des bedrohten Unesco- Welterbes brachten.

2007 geriet die Denkmalpflege in die Negativ-Schlagzeilen, als sich der TV-Moderator und Potsdamer Günther Jauch öffentlich über Ämterwillkür in der Baubehörde beschwerte. Kalesse keilte in einem Brief zurück. Als Konsequenz wurde der Verwaltungsrechtsexperte Ullrich Battis mit einem Gutachten beauftragt, das Jauchs Vorwürfe bestätigte – die fachliche Arbeit der Potsdamer Denkmalpfleger aber auch als eine der besten im Land Brandenburg lobte. Seitdem hielt sich Kalesse öffentlich weitgehend mit Kritik zurück. Die fachliche Expertise des 65-Jährigen, das erkennen selbst seine Kritiker an, ist über jeden Zweifel erhaben.

Dennoch hinterlässt Kalesse auch Baustellen. So wird sich der Nachfolger etwa um ein besseres Verhältnis zur Schlösserstiftung bemühen müssen. Kalesses Verhältnis zu deren Chef Hartmut Dorgerloh gilt als belastet, seit er ihn im Streit um die zum Stadtschloss gehörenden Attika-Figuren auf dem Dach der Berliner Humboldt-Universität in einem Zeitungsinterview öffentlich maßregelte. pee

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