Landeshauptstadt: Stadt vergibt Uferflächen
Jungfernsee-Grundstücke unentgeltlich „überlassen“
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Berliner Vorstadt - Im Fall Kongsnaes rückt das Agieren der Potsdamer Stadt- und Bauverwaltung immer weiter in den Mittelpunkt des Konflikts. Dabei geht es bisher um die bereits erteilten Baugenehmigungen für das umstrittene Projekt Matrosenstation Kongsnaes und um die Umstände der vorausgegangenen Ausschreibung.
Auf PNN-Anfrage bestätigte die Verwaltung jetzt außerdem, dass sie Flächen im Umfeld der Matrosenstation „einem Vertragspartner zur Nutzung überlassen“ habe. Dies sei unter der Auflage geschehen, „die Flächen öffentlich zugänglich zu machen und grünpflegerische Maßnahmen in Abstimmung mit der Landeshauptstadt vorzunehmen“. Eine Pacht oder eine ähnliche Vergütung hat die Stadt für die Uferflächen nach eigenen Angaben nicht verlangt. Die Überlassung der Flächen geschehe „unentgeltlich“, teilte Stadtsprecher Stefan Schulz mit. Wer die Ufergrundstücke nutzen darf, sagte Schulz nicht. Generell dürfe und werde die Stadt aus rechtlichen Gründen über Grundstücksgeschäfte, deren Inhalte und die Vertragspartner keine Auskunft geben.
Kongsnaes-Investor Michael Linckersdorff hatte allerdings bereits bei einer Veranstaltung des Vereins Berliner Vorstadt e.V. zu den Matrosenstation-Plänen Ende September erklärt, er habe den Uferstreifen „bis Haus Nr. 4 oder 5“ von der Stadt gepachtet. Linckersdorff versicherte damals, es gehe ihm nur um die gärtnerische Wiederherstellung der Sichtachsen auf die Ventehalle – auf seine Kosten.
Die Anwohner der Schwanenallee, die sich zu einer Initiative zusammen geschlossen haben und gegen den Umfang der Pläne des Berliner Schmuckhändlers Linckersdorff und gegen das Agieren der Stadt Potsdam protestieren, sehen die mögliche Verpachtung von Uferflächen am Jungfernsee höchst kritisch. Bereits im Hauptausschuss der Stadtverordnetenversammlung am vergangenen Mittwoch hatte Anwohner Siegmar Mosdorf, ehemals Parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium und SPD-Mitglied, den Vergleich zum Uferstreit am Griebnitzsee gezogen. Während die Stadt dort bekanntlich mit dem Bund und den Anrainern um ein öffentliches Ufer streitet, werde am Jungfernsee „öffentliches Gut“ kommerzialisiert und privatisiert, so Mosdorf.
Investor Linckersdorff hatte die Matrosenstation Kongsnaes nach Ausschreibung durch die Stadt für eine Million Euro erworben. Für den Wiederaufbau der Ventehalle direkt am Wasser in historischer Form samt Küchenanbau und Gastronomienutzung hat die Stadt bereits die Baugenehmigung erteilt; ebenso für die Matrosenstation, die aus zwei Häuser und einem Bootshaus besteht, in dem 110 Plätze für kulturelle Vereins-Veranstaltungen entstehen sollen. Umstritten und nicht genehmigt sind Linckersdorffs Pläne für einen Hafen. Er hatte im Hauptausschuss angekündigt, die Zahl und Länge der Stege zu reduzieren. Die Anwohnerinitiative teilte dazu mit, dies reiche nicht. Es sei ein Versuch Linckersdorffs, „von weiteren Problemfeldern abzulenken“. SCH
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