Landeshauptstadt: Stadt will 100 „Bürgerarbeiter“ beschäftigen
Bundesprojekt würde die Stadt jährlich 120 000 Euro kosten / Jobcenter sucht weitere Interessenten
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Innenstadt - Sie sollen auf Grünflächen oder Friedhöfen arbeiten, in Bibliotheken oder im Potsdam Museum, im Stadtmarketing oder beim Kommunalen Immobilienservice (KIS): Die Stadt will gemeinsam mit dem Jobcenter 100 Langzeitarbeitslose als sogenannte „Bürgerarbeiter“ beschäftigen. Einen entsprechenden Antrag bringt die Verwaltung noch im August in den Hauptausschuss und die Stadtverordnetenversammlung ein. Die Stadtverordneten müssten für das auf drei Jahre befristete Projekt jährlich 120 000 Euro als zusätzliche Ausgabe im Haushalt bewilligen, erklärte Anke Latacz-Blume, die Fachbereichsleiterin für Soziales, Gesundheit und Umwelt, am Dienstag vor Pressevertretern.
Hintergrund ist ein Förderprogramm des Bundesarbeitsministeriums für Langzeitarbeitslose: Die „Bürgerarbeiter“ sollen 30 Stunden pro Woche eine gemeinnützige und zusätzliche Tätigkeit übernehmen. Der Bund übernimmt dabei die Lohnkosten – brutto 1080 Euro pro Monat. Aus der Stadtkasse soll zusätzlich die sozialpädagogische Betreuung der 100 Beschäftigten finanziert werden – mit insgesamt 120 000 Euro pro Jahr. Die Verwaltung könne so Lücken schließen, die mit dem Rückgang der Zahl der Ein-Euro-Jobber und Zivildienstleistenden entstanden seien, hofft Latacz-Blume.
Insgesamt kann das Jobcenter Potsdam 300 Stellen für „Bürgerarbeit“ beim Bund beantragen, erklärte Nadin Schollbach, die stellvertretende Chefin des Jobcenters der Landeshauptstadt. Bislang seien jedoch erst 79 Anträge gestellt worden – unter anderem von Kirchen, Verbänden und Kultureinrichtungen. „Wir suchen noch Interessenten“, betonte Schollbach. Antragsschluss ist am 31. Dezember dieses Jahres.
Mit dem Projekt sollen hauptsächlich ältere Langzeitarbeitslose erreicht werden, erklärte Schollbach. Bevor sie eine Stelle als „Bürgerarbeiter“ antreten, müssen sie eine sechsmonatige „Aktivierungsphase“ durchlaufen. Dabei erhalten sie verschiedene Trainings und werden intensiver als sonst beraten: Mindestens einmal im Monat soll es Kontakt mit dem Jobcenter geben. Denn für Langzeitarbeitslose, also Menschen, die mindestens ein Jahr ohne Job waren, sei oft schon das Zeitmanagement ein Problem, weiß Schollbach: „Wer längere Zeit zuhause ist, der richtet sich darauf ein.“
Ziel der „Aktivierung“ sei die Vermittlung an den ersten Arbeitsmarkt, nicht in Bürgerarbeit, betonte sie. Von insgesamt 1060 Potsdamern, die bislang in die „Aktivierungsphase“ aufgenommen wurden, hätten bereits 230 eine sozialversicherungspflichtige Arbeit gefunden. Allerdings hätten auch mehr als 300 das Programm abgebrochen.
Auch beim Jobcenter verspricht man sich von den Bürgerarbeits-Stellen einen Ersatz für die drastisch reduzierten Ein-Euro-Jobs: Gab es zu Hochzeiten in Potsdam 1500 Ein-Euro-Jobber, seien es jetzt um die 400, so Schollbach: „Tendenz fallend.“ Die Bürgerarbeits-Stellen würden im Gegensatz zum maximal auf neun Monate bewilligten Ein-Euro-Job auf drei Jahre geschaffen. Betroffene könnten jedoch maximal zwei Jahre in einer Stelle arbeiten. jaha
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