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Potsdamer Dortustraße: Stadtkanal statt Wohnhaus

Für die Dortustraße wird ein Bebauungsplan aufgestellt. Die Blockade des Kanals läuft so ins Leere

Von Katharina Wiechers

Stand:

Potsdams Baubeigeordneter Matthias Klipp (Grüne) sagte vor den Stadtverordneten am gestrigen Mittwoch wieder mehr als deutlich, was er von der Aktion des Potsdamer Arztes Daniel Panzer hält. Aus Sicht des Grünen-Politikers handelte der Investor aus „erpresserischer Absicht“, als er das Grundstück auf dem einstigen Stadtkanal kaufte und anschließend ankündigte, dort ein viergeschossiges Wohnhaus bauen zu wollen. Doch dieser Versuch läuft offenbar ins Leere: Mit großer Mehrheit beschlossen die Stadtverordneten die Aufstellung eines Bebauungsplans für diesen Bereich – und dieser sieht alles andere vor als ein Wohnhaus auf dem Grundstück in der Dortustraße.

Stattdessen legt er fest, dass der Bereich, wo einst der Stadtkanal durch Potsdam verlief, freigehalten werden muss. Dieser sei ein „zentrales Element der historischen Stadtstruktur“ und deshalb ein unverzichtbares Element für die Wiedergewinnung der historischen Altstadt. Der Stadtkanal gliedere die Stadträume und bilde einen Grüngürtel in der Stadt. Die Wiederherstellung sei wegen der hohen Kosten zwar nur langfristig realisierbar. Umso wichtiger sei es aber, dieses Planungsziel rechtlich verbindlich festzulegen. Genau das soll nun mit dem Bebauungsplan geschehen.

Ob der Arzt und Unternehmer an der Stelle wirklich ein Wohnhaus bauen wollte, ist fraglich. Vielmehr ging es ihm offenbar um die Möglichkeit, dies anzudrohen und die Stadt damit an anderer Stelle zum Einlenken zu bewegen. So will Panzer am Bahnhof Rehbrücke einen Toom-Baumarkt, dessen Eigentümer er ist, vergrößern. Voraussetzung dafür ist aus seiner Sicht der Bau der seit Langem geplanten Brücke über die Gleise in unmittelbarer Nähe – dann würden lange Wartezeiten an den Bahnübergängen Heinrich-Mann-Allee und Drewitzer Straße wegfallen, außerdem wäre der Südosten Potsdams besser an die Autobahn 115 angeschlossen.

Um die Stadt zum Handeln zu bewegen, kaufte der Investor für nur 17 200 Euro das Grundstück an der südlichen Dortustraße – wohl wissend, dass die Verwaltung dort eines Tages eigentlich den Stadtkanal wieder ausheben will. Verkauft hat ihm das Areal ausgerechnet der Brandenburgische Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen (BLB), zum Ärger der Stadt. Auch am Mittwoch sprach Klipp erneut von einem „gewöhnungsbedürftigen Vorgang“ der Landesbehörde.

Aus Angst, Daniel P. könnte tatsächlich einen Bauantrag für das Wohnhaus stellen, der dann womöglich auch noch genehmigt werden müsste, wurde nun der Bebauungsplan ausgearbeitet. Auf die Forderungen nach der Brücke über die Bahngleise in Rehbrücke will Potsdam nicht eingehen. Dieser sei derzeit nicht finanzierbar, hieß es. Ohnehin hat die Stadt kein Interesse an einer Vergrößerung des Toom-Marktes und der Ansiedlung weiterer Geschäfte, die dort ebenfalls geplant sind – sie würden schließlich Konkurrenz für die Potsdamer Händler bedeuten.

DISKUSSIONSVERANSTALTUNG

Die heftig kritisierte Idee einer 1,2 Kilometer langen unterirdischen Ladenpassage unter dem Stadtkanal soll am heutigen Donnerstag erstmals vor breitem Publikum vorgestellt werden. Dazu hat die Wählergemeinschaft der Potsdamer Demokraten ab 19 Uhr in das Restaurant „Alter Stadtwächter“ in der Schopenhauerstraße den Projektinitiator eingeladen: Siegfried Benn, den Chef des Vereins zur Wiedererrichtung des Stadtkanals. Er hatte zuletzt erklärt, es gebe Investoren, die in der Innenstadt für 265 Millionen eine unterirdische Kultur- und Einkaufspassage bauen und betreiben würden. Die Stadt müsste dafür nur Flächen unter dem Stadtkanal symbolisch an den Investor verkaufen – dieser würde im Gegenzug den Kanal ausbauen und die Passage vermieten, um die Kosten zu refinanzieren. Dabei würde der Platz der Einheit komplett umgestaltet. Die neue Einzelhandelsfläche wäre größer als das Sterncenter. Das öffentliche Echo war bisher fast durchweg negativ. So sei das Projekt für Potsdam deutlich überdimensioniert, hieß es von der Stadtverwaltung. (HK)

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