Landeshauptstadt: Stadtnaher Eingang zur Sielmann-Wildnis
Fuß- und Radweg von der B2 zur Döberitzer Heide geöffnet / Tonnenweise Munition entsorgt
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Krampnitz – Seit dem Wochenende ist ein Wanderweg von der Bundesstraße 2 in das Wildnisgroßprojekt Döberitzer Heide für Radfahrer und Fußgänger geöffnet. Damit besteht die Möglichkeit, das über 2000 Hektar große Naturschutzgebiet stadtnah zu erleben. Allerdings müssen die Wanderer zirka zehn Kilometer Wegstrecke zurücklegen, um zu den Schaugehegen zu gelangen. Der am Samstag übergebene Teil gehört zu einem Rundweg um die geplante 1860 Hektar große „Wildniskernzone“ mit Wisenten, Rothirschen und Wildpferden.
„Damit ist ein historischer Weg, der lange gesperrt war, endlich offen“, sagt Lothar Lankow, einer der Geschäftsführer der Sielmann Naturlandschaft Döberitzer Heide gGmbH. Grund für die jahrelange Schließung des alten Fahrweges war vor allem die Verseuchung des Bodens mit Munition. „Kaisers Munition, Adolfs Munition und zum Schluss die Teile der Russen“, berichtet ein Mitarbeiter. Und Lankow nennt eine Masse von 164 Tonnen, die der Bergungsdienst beim Wanderwegebau beseitigen musste. Noch im März dieses Jahres waren 996 scharfe Panzerabwehrgranaten aus Beständen der Wehrmacht entdeckt worden. Zahlreiche Schilder warnen die Wanderer, nicht vom gekennzeichneten Weg abzuweichen. Konkrete Gefahren gehen nicht nur von Munition und Munitionsteilen, sondern auch von einsturzgefährdeten Bauwerken und unterirdischen Anlagen aus.
Gegenüber der abbiegenden Landstraße nach Sacrow befindet sich der neue „Potsdamer Eingang“ zur Naturerlebniswelt mit zahlreichen Parkplätzen. Radfahrer geraten auf der abschüssigen Straße zunächst in rasante Fahrt, bis sie vor einer Art Panzersperre, welche die Betonstraße abriegelt, stoppen müssen. „Wenn wir hier nicht sperren, nutzen einige Leute den Wald als Müllabladeplatz“, erklärt Lankow diese Maßnahme.
Insgesamt gibt es in der Döberitzer Heide am Ende 64 Kilometer Wanderwege. Der neue Abschnitt ist keine Rennpiste, sondern ein nur teilweise befestigter Berg- und Talweg. Wer die zehn Kilometer bis zum Schaugehege geschafft hat, kann sich zur Belohnung vom Naturwächter Rolf-Dieter Klimczok einen Wisent-Stempel aufdrücken lassen. Für mobilitätsbehinderte Menschen sei später eine Ausleihstation für Elektromobile geplant, kündigt Lankow an.
Fachbereichsleiter Andreas Ernst erwähnte zur Eröffnung, dass die Stadt Potsdam den Wegebau durch öffentlich geförderte Arbeitsplätze unterstützt habe. Für den am Samstag übergebenen Abschnitt seien es zehn Arbeitsplätze von insgesamt 64 gewesen.
Nach den Vorstellungen der Sielmann-Stiftung können sich die erwähnten Großtiere künftig weitgehend unbeeinflusst vom Menschen in einer Offenlandschaft entwickeln. Die natürliche Beweidung soll die Kosten für die Pflege der Landschaft gering halten. Bereits heute – ohne eine mit Tieren besetzte Wildniskernzone – ist das Erlebnis der Döberitzer Heide für Wanderer faszinierend: schon nach hundert Metern der Genuss totaler Ruhe inmitten einer reichen Tier- und Pflanzenwelt. Bisher sei der Nachweis von 5000 Pflanzen- und Tierarten erbracht, heißt es in einem Faltblatt der Stiftung. Die Döberitzer-Heide-Gesellschaft bietet bis in den Dezember hinein zahlreiche Veranstaltungen wie Wanderungen zu den Tagfaltern und zu den Heuschrecken, zur Heideblüte sowie weitere Themen an. Günter Schenke
Günter SchenkeD
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