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Landeshauptstadt: Stadtrundgang im Büro

Bis 2012 ist Babelsberg Sanierungsgebiet – die Häuser sind inzwischen wieder hübsch, die Nowaweser weg

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Babelsberg - Die Rundreise durch ganz Babelsberg findet im Büro statt. Auf Karten zeichnet Rainer Baatz die Entwicklungen der vergangenen Jahre ein. Die braun eingezeichnete Straßen bedeuten saniert, die mit den roten Punkten wurden gerade erst fertig gestellt und die farblosen Wege stehen noch aus. Viele sind es nicht mehr. Ein anderes Modell an der Wand im Besprechungsraum des Stadtkontor in Babelsberg, dessen Geschäftsführer Rainer Baatz ist, zeigt den Idealzustand eines speziellen Problemgrundstücks. Seit langem bastelt Baatz mit seinem Team an dem Projekt eines kleinen Stadtplatzes nahe des Kinos und des S-Bahnhofes Babelsberg. Doch ein Investor für das Grundstück hat gefehlt – nun steht der Verkauf unmittelbar bevor. Die Münchener Südhausbau will das Areal von der Stadt kaufen und darauf Mietwohnungen errichten. Es wird eines der letzten großen Neubauprojekte im Sanierungsgebiet sein, so Baatz. Denn alle größeren bebaubaren Flächen sind inzwischen auch bebaut. Eine Verdichtung nennt Baatz das.

Was die Potsdamer Baubeigeordnete Elke von Kuick-Frenz als eine „unglaubliche Erfolgsgeschichte“ bezeichnet, sieht ein kleiner Teil der Babelsberger Bewohner mit gemischten Gefühlen. Ehemalige großzügige Gärten sind mit Häusern bebaut und Vorhaben wie der Weberpark hätten die Stadtteilstruktur verändert. Nicht nur räumlich. Die Ur-Einwohner des Potsdamer Stadtteils, die Nowaweser, sind inzwischen in der Minderheit. Mit dem Wandel des Außenbildes haben sich auch die Menschen geändert, die rund um die Karl-Liebknecht-Straße und ihre Seitenstraßen leben. Bestes Beispiel dafür ist der Weberplatz, heute ein Muster in Sachen Stadtarchitektur und Sanierung. Allerdings leben heute nur zwei Familien von jenen an diesem Ort, die auch vor 1990 an dieser Stelle wohnten. Wohin sie gegangen sind und vor allem warum, dass will Rainer Baatz noch ergründen. Es interessiere ihn ebenso, den nicht beabsichtigten Wechsel zu ergründen. Genaue Erhebung hat der Stadtkontor bislang nicht geführt, aber eines steht fest: Die Einwohnerzahl von Babelsberg Nord ist seit Beginn der Sanierung um mehr als 1000 angestiegen, zudem ist der Stadtteil mit einem Kinderanteil von zwanzig Prozent überdurchschnittlich jung.

Baatz ist sich sicher, dass viel erreicht worden ist. Straßen sind ohne Anliegerbeteiligungen ausgebaut worden, für Haussanierungen konnten Fördermittel in Anspruch genommen werden und sämtliche Wasserleitungen im Untergrund sind erneuert. Die Bürgel-Schule hat durch die für Sanierungsgebiete bereitstehenden Fördermittel eine neue Hülle sowie einen neuen Schulhof bekommen, in die Goethe-Schule soll im kommenden Jahr erneut ein Millionenbetrag investiert werden. Die Infrastruktur soll stimmen, auch wenn viele Unternehmen inzwischen ihren alten Platz verlassen mussten und ins Gewerbegebiet abgewandert sind. Denn im Sanierungsgebiet selbst durften sie ihre Gewerbeflächen nicht vergrößern. Wer wirtschaftlich wachsen wollte, zog um – zuletzt der Baustoffhändler Brun & Böhm. Jahrelang haben die Gespräche gedauert, sagt Dietrich Wiemer vom Stadtkontor rückblickend. Inzwischen sind auf dem ehemaligen Firmengelände an der Breitscheidstraße neue Häuser entstanden.

Baatz und Wiemer können inzwischen Bilanz ziehen. Mehr als zehn Jahre liegen hinter, noch vier vor ihnen. Allerdings werde nur noch nächstes Jahr eine üppige Städtebauförderung aus der Landeskasse fließen, ab 2009 rechnet Baatz mit deutlich weniger Geld für Babelsberg. Dann sei ein Großteil der Maßnahmen auch beendet, im Jahr 2012 soll das Sanierungsgebiet auch kein Sanierungsgebiet mehr sein. Sondern einer der schönsten Orte der Stadt. Für die Babelsberger bedeutet das Ende allerdings auch Zeit der Abrechnung: Spätestens dann müssen sie für die Wertsteigerung ihrer Grundstücke durch die Sanierungsmaßnahmen bezahlen.

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