Landeshauptstadt: Stadtschloss und Museumsinsel
„Die neuen Nachbarn“, 18.3.
Stand:
„Die neuen Nachbarn“, 18.3.2007
Zum ersten Entwurf für das geplante Empfangsgebäude der Berliner Museumsinsel von einem der führenden Architekten unserer Tage, David Chipperfield, findet genau die Diskussion statt, die wir in Potsdam und besonders für die Wiedergewinnung der Potsdamer Mitte brauchen. Hier wie dort geht es um die Korrespondenz von architektonisch und historisch bedeutsamer Architektur mit neuen Bauten, die heutigen funktionalen Ansprüchen genügen und gleichzeitig durch ihre Schönheit im Beginn des 21. Jahrhunderts Architekturgeschichte schreiben sollen.
Die vom Autor ausgewählten Beispiele führen uns anschaulich vor Augen, welche Lösungen im Moment dafür gefunden werden. Die Bauwerke leben von dem Kontrast in Form und Material gegenüber dem historischen Erbe. Ganz gleich, ob einem jedes gefällt, es sind wichtige Beiträge zu der oben genannten Fragestellung, die auch für Potsdam Maßstäbe setzen.
Bei uns besteht das Problem, dass wir das Erbe des Potsdamer Stadtschlosses nicht am Ort vorfinden, sondern auf viele Lagerstätten verteilt bewahren und seine Verortung ausschließlich durch Fotografien gedanklich vornehmen können. Nur wenn man es – wie am Fortunaportal gelungen – in der Realität zusammenführt, ergänzt und mit den meist reproduzierbaren Teilen wieder in den Kontext der von Knobelsdorff entworfenen Fassaden einsetzt, kann man es erhalten und seiner Funktion entsprechend würdigen. Und nur dann wird man die für Korrespondenzen und Kontraste erforderliche Grundlage bekommen – sowohl im Landtag selbst als auch für die weiteren modernen Bauwerke, die noch in der Potsdamer Mitte möglich sind.
Abgeleitet aus der Würdigung des Potsdamer Stadtschlosses in seinem Bezug zum städtebaulichen Umfeld stellte Professor Ludger Brands kürzlich den Landtagsneubau in die Reihe der bedeutendsten Bauaufgaben unserer Zeit. Dafür wünscht man sich den Geist einer Moderne, die für denkmalpflegerische Genauigkeit und Funktionalität zugleich eine ästhetisch gültige Lösung findet. Es versteht sich von selbst, dass dies mit der immer noch in manchen Köpfen steckenden Formel – am Alten Markt historisch, der Rest ungefähr, ansonsten funktional – nicht zu machen ist.
Saskia Hüneke, Potsdam
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