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Landeshauptstadt: Stadtspuren üben Zurückhaltung

Wohnungsneubau nicht primäre Aufgabe der Genossenschaften

Von Peer Straube

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Bei der Erfüllung des politischen Ziels von 1000 Wohnungen pro Jahr sehen sich die Wohnungsunternehmen des Arbeitskreises Stadtspuren nur bedingt in der Pflicht. Vor allem die Genossenschaften seien „ihren Mitgliedern verpflichtet und nicht jenen, die aus Paderborn oder Cottbus hierherziehen wollen“, sagte Stadtspuren-Sprecher Carsten Hagenau gestern bei der traditionellen Jahresbilanz der sieben Wohnungsunternehmen.

Stadtspuren-Chef Ulf Hahn, zugleich Vorstandsvorsitzender der Genossenschaft „Karl Marx“, begründete die vergleichsweise große Zurückhaltung beim Wohnungsneubau – die sieben im Arbeitskreis zusammengeschlossenen Unternehmen kommen auf 229 neue Wohnungen in diesem Jahr – mit wirtschaftlichen Aspekten. Wohnungsgenossenschaften seien regional tätige Unternehmen, deren Bestandsbauten zum Teil noch großen Sanierungsbedarf hätten. Ausdrücklich dankte Hahn der Firma Semmelhaack, die am Bahnhof derzeit 640 Wohnungen baut und auf der anderen Seite des Potsdam-Centers noch einmal 350 errichten will, dafür, „dass sie diese Nische bedient“. Seine Genossenschaft könne es sich nicht leisten, sich „so einseitig“ auf kleinere Wohnungen festzulegen. Die „Karl Marx“ habe nicht nur Nachfrage nach kleinen Behausungen.

Hahn forderte die Stadt auf, auch für entsprechende Rahmenbedingungen für den Wohnungsbau zu sorgen. Wenn das Ziel von 1000 Wohnungen politisch dermaßen „gepusht“ werde, müsse die Verwaltung durch „individuelle Vereinbarungen“ mit der Wohnungswirtschaft die Basis schaffen, etwa durch ein Entgegenkommen bei Grundstückspreisen oder Erbbaupachtverträge.

1,6 Milliarden Euro seien nötig, um über zwölf Jahre jeweils 1000 Wohnungen zu bauen und so den prognostizierten Bedarf zu decken, rechnete Hagenau vor. Dann bliebe aber kein Geld mehr für Sanierung oder Instandhaltung. Pro-Potsdam-Geschäftsführer Jörn-Michael Westphal appellierte an das Land, seiner Verantwortung gerecht zu werden, etwa durch die Förderung von Projekten kommunaler Wohnungsgesellschaften. Auch Hagenau sieht die Landesregierung in der Pflicht. Dass Potsdam so attraktiv für Zuzügler ist, sei auch eine Folge der Landespolitik unter dem Motto „Stärken stärken“, sagte der Stadtspuren-Sprecher.

Wie berichtet, investieren die Stadtspuren-Unternehmen in diesem Jahr knapp 80 Millionen Euro in Bestandssanierung und Wohnungsneubau, „so viel wie seit 2002 nicht mehr“, so Hagenau. Auch habe sich der Schwerpunkt der Investitionen von der Sanierung in Richtung Neubau verschoben. Für neue Gewerberäume und Wohnungen im Bornstedter Feld – 141 insgesamt – gibt die Pro Potsdam 21 Millionen Euro aus. Bei den Altbaugebieten ist Babelsberg Spitzenreiter: Dort werden 6,9 Millionen Euro vor allem für Sanierungen aufgewendet. Die Waldstadt II liegt dagegen bei den Neubaugebieten vorn: 12,3 Millionen Euro fließen dort vor allem in den Wohnungsneubau, hauptsächlich durch das Projekt der „Karl Marx“ in der Saarmunder Straße. Am Schlaatz werden 8,7 Millionen Euro in Bestandssanierung investiert, hier ist die Potsdamer Wohnungsbaugenossenschaft pbg federführend, die seit kurzem neues, kooperierendes Stadtspuren-Mitglied ist. Peer Straube

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