Von Jan Brunzlow: Stadtverwaltung verteilt Geld an Schulen ungleich Gymnasiasten erhalten höchste Zuschüsse, Gesamt- und Oberschüler bekommen weniger
Die Stadt Potsdam differenziert bei der Finanzierung von Schülern offenbar ungerecht nach Schulform. So erhält ein Gymnasiast in der Landeshauptstadt einen Zuschuss von mehr als 62 Euro für Lehr- und Unterrichtsmittel im Jahr, ein Oberschüler erhält 59 Euro, ein Gesamtschüler dagegen nur 55 Euro.
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Die Stadt Potsdam differenziert bei der Finanzierung von Schülern offenbar ungerecht nach Schulform. So erhält ein Gymnasiast in der Landeshauptstadt einen Zuschuss von mehr als 62 Euro für Lehr- und Unterrichtsmittel im Jahr, ein Oberschüler erhält 59 Euro, ein Gesamtschüler dagegen nur 55 Euro. Das belegt eine Recherche der PNN. Wie die Verwaltung auf Nachfrage mitteilte, könne aufgrund der angespannten Haushaltslage der Etat nicht wie von den Schulen gewünscht aufgestockt werden. Die Schulleiter der Gesamtschulen reagierten gestern überrascht. „Das macht mich hellhörig“, sagte Ortrud Meyhöfer von der Voltaire-Gesamtschule. Ein Schulleiter sagte, „dies sei ein Skandal“. Die Schüler sollten unabhängig von der Schulform alle den gleichen Zuschuss erhalten.
Das wird auch in der Lernmittelverordnung des Landes festgelegt, wonach für Schüler in den Sekundarstufen, also von Klasse 7 bis 13, mindestens 44 Euro je Schüler gezahlt werden sollen. Eine Differenzierung nach Schulformen sieht die Verordnung nicht vor. Obwohl die Landeshauptstadt mit ihren Zuschüssen pro Schüler deutlich über den Mindestanforderungen des Landes liegt, reicht das Geld in den Schulen anscheinend nicht aus. In der Lenné-Gesamtschule zahlen die Lehrer nach PNN-Informationen zehn Euro pro Jahr aus der eigenen Tasche, um die für den Schulbetrieb benötigten Lernmittel für die Schüler bereitstellen zu können. Auch an allen anderen Einrichtungen der Landeshauptstadt zahlen Lehrer aus der eigenen Tasche, damit der Schulbetrieb weiter funktioniert. Vor allem die zur Verfügung stehenden Mittel für Kopien seien stark begrenzt, hieß es aus einer Schule.
Das Land unterscheidet in den Begriffen Lern- und Lehrmittel: Lehrmittel sind Unterrichtsmittel, die in der Regel in der Schule verbleiben und dort von den Lehrkräften oder Schülern genutzt werden, heißt es in der Lernmittelverordnung. Dazu gehören insbesondere Karten, Geräte, Computer, Sportgeräte, Musikinstrumente sowie im Unterricht verwendete audio-visuelle Medien oder Software. Lernmittel sind hingegen für Schüler bestimmte und von diesen selbständig und eigenverantwortlich im Unterricht gebrauchten Unterrichtsmittel wie Schulbücher, Wörterbücher, Tafelwerke, Arbeitshefte sowie Gegenstände, die Schulbücher ergänzen oder ersetzen. Für Grundschüler stellt die Stadt 43,32 Euro pro Person zur Verfügung.
Es soll noch weitere Ungerechtigkeiten bei der Finanzierung der einzelnen Schulen geben. So würden spezielle Etats für Gymnasien existieren, damit sie Räume für Feierlichkeiten anmieten können, obwohl viele der Schulen eine Aula haben. 1200 Euro sollen dafür im Jahr zur Verfügung stehen – manche Schulen ohne eigene Aula hätten dieses Geld nicht zur Verfügung, hieß es.
Insgesamt kosten die Stadt allerdings die Gesamtschulen das meiste Geld. Für fünf Schulen stehen in diesem Jahr 3,7 Millionen Euro zur Verfügung, was statistisch gesehen pro Schule 742 100 Euro bedeutet. Pro Gymnasium sind nur 560 000 Euro veranschlagt, pro Oberschule nur 333 075 Euro. Die Unterschiede würden aus der Größe der Schulen und den unterschiedlichen Standards der Gebäude resultieren. In den nächsten Jahren wird sich das Verhältnis wohl deutlich verändern. Durch die geplante Sanierung der drei Schulen Goethe-Gesamtschule in Babelsberg, Einstein-Gymnasium und Humboldt-Gymnasium werden die Kosten für den Betrieb der Schulen von derzeit 1,6 auf 2,9 Millionen Euro steigen. Das geht aus einer Berechnung der Verwaltung hervor. Und auch der Neubau von zwei neuen Schulen sowie die Wiedereröffnung von zwei Standorten am Schlaatz und in Potsdam- West wird die Kosten für den Betrieb der Schulen in Potsdam weiter erhöhen.
An Potsdams allgemeinbildenden Schulen lernen derzeit 12 500 Schüler. Allein 5300 sind es an den 17 städtischen Grundschulen. Weitere gut 3200 Schüler lernen an Privatschulen in der Stadt. Damit liegt der Anteil der Schüler an Privatschulen inzwischen bei gut 20 Prozent – weit über dem Bundesdurchschnitt.
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