Landeshauptstadt: Stadtwerke verschärfen Korruptionsprävention
Unternehmensverbund sucht neuen Compliance-Beauftragten und überprüft Anti-Korruptions-Regeln
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Die Stadtwerke Potsdam suchen als Konsequenz aus dem jüngsten Skandal einen konzernübergreifenden Compliance-Beauftragten. Der oder die neu Einzustellende soll unter anderem Regelwerke erarbeiten, Prozesse zur Korruptionsprävention begründen und zum Laufen bringen, Compliance-Berichte erstellen oder die Geschäftsführung und Mitarbeiter fachkundig beraten und schulen, wie es im Ausschreibungstext heißt. Erwartet werden demnach unter anderem ein abgeschlossenes Studium der Wirtschafts- oder Rechtswissenschaften, mehrjährige einschlägige Berufserfahrung, Erfahrungen im Risiko- und Prozessmanagement sowie ausgeprägte Konflikt-, Durchsetzungs- und Kooperationsfähigkeiten. Die Stelle soll schnellstmöglich besetzt werden, die Bewerbungsfrist endet am 12. September.
Der oder die neue Compliance-Beauftragte soll die Aktivitäten, die es im Konzern bereits gebe, koordinieren „und Impulse geben, wo es Verbesserungsbedarf gibt“, sagte Christian Erdmann, Interims-Geschäftsführer der Stadtwerke und Chef des Rechnungsprüfungsamtes im Rathaus, am Donnerstag auf PNN-Anfrage. Der neue Mitarbeiter soll die vorhandenen Aktivitäten im Stadtwerke-Konzern, etwa die Interne Revision, die Antikorruptionsbeauftragten, die Rechtsabteilung und die Datenschutzbeauftragten unterstützen. Diese verschiedenen Stellen sollen ihrer Arbeit „unabhängig, aber koordiniert weiterführen“, so Erdmann. Der neue Mitarbeiter soll direkt der Geschäftsführung unterstellt sein und an sie berichten.
Der Stadtwerke-Verbund habe wegen des Skandals auch weitere Sofortmaßnahmen ergriffen, so Erdmann. Beispielsweise erhielten Auftragnehmer von Werkverträgen ab sofort Fragebögen, in denen sie darlegen müssen, ob sie weitere Auftraggeber haben. Damit solle eine Scheinselbständigkeit vermieden werden. Die Interims-Geschäftsführung lasse zudem die bestehenden internen Regelungen und Kontrollsysteme überprüfen. Größere strukturelle Entscheidungen werde man aber der noch zur bestimmenden neuen Geschäftsführung überlassen.
Wie berichtet waren die Stadtwerke im Frühjahr von einem neuen Skandal erschüttert worden. In der Folge wurde zunächst Holger Neumann, Chef der Stadtwerke-Tochter Energie und Wasser Potsdam (EWP), suspendiert. Stadtwerke-Hauptgeschäftsführer Wilfried Böhme trat wenig später zurück. Neumann wird die Begünstigung einer Mitarbeiterin mit an den Gremien vorbei bewilligten üppigen Gehaltserhöhungen vorgeworfen. Böhme soll der Firma seines Schwagers Aufträge zugeschanzt haben, für den Fiskus steht bei der Firma der Verdacht auf Scheinselbstständigkeit im Raum. Neumann und Böhme wurden nicht fristlos gekündigt, sie bleiben bei vollen Bezügen bis 2017 zu Hause. jaha
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