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Landeshauptstadt: Standorttreu, nicht partnertreu Infotafeln zum Eheleben der Potsdamer Störche

Dieses Jahr waren sie spät dran. „Sofortige Kopulation“ vermerken daher die Aufzeichnungen Manfred Pohls vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) für den 25.

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Dieses Jahr waren sie spät dran. „Sofortige Kopulation“ vermerken daher die Aufzeichnungen Manfred Pohls vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) für den 25. April. Ein erster Paarungsversuch ging offenbar daneben: Wie Pohls Daten verraten, hatte sich schon vier Tage zuvor ein zweiter Storch in den Horst auf dem Schornstein in der Trebbiner Straße 5 gesellt. Da „kein Paarungsverhalten“ vermerkt wurde, hat Pohl nur eine Erklärung: Es muss sich um ein weiteres Männchen gehandelt haben. Schließlich kam jedoch „das Weibchen aus dem Vorjahr“ geflogen, vertrieb den Eindringling und schenkte dem alten Storch noch ein Junges. Im Haus nebenan wurde auf die Begegnung mit Schwarzbier angestoßen.

Was bisher nur Naturschützer und passionierte Storchenbeobachter wussten, ist seit gestern der Öffentlichkeit zugänglich. Der NABU stellte vor dem Grundstück in Alt Drewitz nahe den Nuthewiesen eine Informationstafel auf, auf der sich Spaziergänger über das Paarungsverhalten der Weißstörche informieren können. Auch die Storchenhorst-Standorte Kartzow, Grube und Golm sind mit solchen Tafeln ausgestattet worden – allerdings gehört schon ein wenig Phantasie dazu, von Angaben wie „Ankunft 1. Storch 19.04., Ankunft 2. Storch 25.04.“ auf die Dramen zu schließen, die sich oben auf dem Schornstein abspielten.

Störche seien „standorttreu, nicht partnertreu“, wie Manfred Pohl anmerkt. Dennoch fänden oftmals alte Bekannte wieder zusammen, wenn sie nach zweimonatiger Reise im April aus Südafrika zurückkehrten. Die Jungstörche blieben indes drei bis vier Jahre im Sommerquartier, bis sie schließlich die Geschlechtsreife in die Heimat zurück ziehe. Oftmals erinnern sie sich dann an die Kinderstube und machten den Eltern die Wohnung streitig – die Altstörche setzten sich jedoch in der Regel durch, so Pohl.

Manchmal aber gibt es sogar Kriminalfälle: Im Jahr 2003 fanden die Mitarbeiter des NABU einen weiblichen Storch, der mit einer Schrotflinte erschossen worden war – hierbei handelte es sich um das Weibchen des Storchenhorsts in der Trebbiner Straße. Eine Obduktion und Ermittlungen blieben erfolglos. Um so froher waren die Naturschützer, als der Altstorch im nächsten Jahr wieder eine Partnerin fand: Eine deutlich jüngere Störchin, sozusagen eine „Discodame“, so Pohl. Diese Dinge müsse man indes bei den Störchen nicht so ernst nehmen. „Wie beim Menschen“, ergänzt da einer seiner Mitarbeiter. Claas Greite

Claas Greite

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