Homepage: Starke Bindung zum Kind Kinderschutz -Tagung
an der FH Potsdam
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Eltern sind als „natürliches Personal“ ihrer Kinder unkündbar. Keine noch so gute Kinderbetreuungsstätte könne die Eltern von ihren „Pflichten“ – etwa Liebe und Aufmerksamkeit – entbinden, mahnte der Psychologe Martin Dornes. Er war einer der Referenten auf der Fachtagung „Frühe Hilfen – Kinderschutz durch Stärkung der Eltern-Kind-Beziehung“, die anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Elternberatungstelle „Vom Säugling zum Kleinkind“ an der Fachhochschule Potsdam am vergangenen Freitag und Samstag in Potsdam stattfand.
Die Stärkung der Eltern-Kind-Beziehung war nicht nur programmatisches Leitthema der Tagung mit Expertenvorträgen aus Wissenschaft und Praxis. Für die zahlreichen, meist weiblichen Teilnehmer aus den Berufsgruppen Sozialarbeit, Geburtshilfe, Familienberatung sowie der Kinder- und Jugendhilfe bot die Tagung eine Menge Anregungen für eine Verbesserung der professionellen Eltern-Kind-Betreuung. Im Mittelpunkt des eng geschnürten Programms stand die Vorstellung und Bewertung des seit zwei Jahren laufenden STEEP-Programms in Deutschland.
Das aus den USA stammende STEEP steht für „Steps toward effective, enjoyable parenting“ und soll als Frühinterventionsprogramm die elterlichen Fähigkeiten im Umgang mit dem Kind durch Beratung und praktische Anleitung stärken. Vor allem junge, alleinerziehende Mütter aus sozialproblematischem Umfeld sollen mit dem Hilfsangebot erreicht werden. Ziel ist der Aufbau einer starken Bindung zum Kind, um dessen positive Entwicklung zu fördern. Die Fachhochschule Potsdam ist eine der zentralen Einrichtungen, die das Programm im Verbund mit anderen Partnern in Deutschland und in den USA wissenschaftlich begleiten und auswerten.
Trotz der hohen Erfolgs von STEEP seien jedoch viele Eltern aus Hochrisikofamilien für Hilfsangebote schwer erreichbar, so eine Einschätzung des Programms von Prof. Gerhard Suess von der Hochschule für Angewandte Wissenschaft in Hamburg. Hier sei der Staat in der Pflicht die bestehenden Hilfsangebote besser zu vermitteln. Vor allem Alleinerziehende mit geringen Einkommen und seelischen Problemen seien besonders gefährdet und müssten über einen längeren Zeitraum begleitet werden, um Erfolge zu erzielen. Auch Jörg Maywald von der Deutschen Liga für das Kind benannte in seinem Vortrag über Präventionskonzepte beim Kinderschutz Risikofaktoren für die Entwicklung des Kindes. Entwicklungrisiken für Kinder gäbe es keinesfalls nur in den so genannten Unterschichten. Für den Kinderschutz in Deutschland seien umfangreiche Maßnahmen erforderlich, die von der Verankerung von Kinderrechten im Grundgesetz bis zu Hausbesuchen von Sozialarbeitern bei Eltern nach der Geburt eines Kindes reichen.
Die Frage, ob die Berufstätigkeit von Müttern die Entwicklung des Kindes beeinträchtige, konnte Martin Dornes in seinem humorvollen Vortrag nicht eindeutig beantworten. Tatsächlich zeigten Studien, dass eine intensive, nichtelterliche Betreuung keine negativen Auswirkungen auf Kinder habe. Voraussetzung sei aber ein positives Betreuungsverhältnis und kritisierte die aktuelle Kita-Debatte in Deutschland. Das Fehlen von Betreuungsplätzen dürfe die Frage nach deren Qualität nicht aussparen. Arno Meinken
Arno Meinken
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