
© Manfred Thomas
Von Guido Berg: Start der Welterbe-Sanierung
Die Tiefensee-Millionen kommen: Komplette Außensanierung des Bornstedter Turmes und der Villa Tieck
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Bornstedt/Innenstadt - Die Bauarbeiten an drei maroden Welterbestätten der Landeshauptstadt werden im Frühjahr 2010 beginnen. Aus einem noch von Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee (SPD) angeschobenen Welterbe-Programm zur Konjunkturbelebung mit einem Umfang von 150 Millionen Euro erhält Potsdam etwa 3,5 Millionen Euro.
So kann die evangelische Kirchengemeinde Bornstedt Anfang kommenden Jahres für 230 000 Euro mit der kompletten Außensanierung des Kirchturmes beginnen. Der Ziegelbau ist für die Silhouette des italienischen Dorfes prägend. Für 500 000 Euro wird zudem die von Ludwig Persius (1803-1845) stammende Trauerhalle saniert und durch moderne Aufenthaltsräume für das Friedhofspersonal ergänzt, erklärte Friedhofschefin Jutta Erb-Rogg gestern den PNN. Bereits in dieser Woche wurde der Abriss eines maroden DDR-Anbaus ausgeschrieben. Der Abriss erfolge in der zweiten Januarwoche. Für die Erneuerung des zum Welterbe zählenden Friedhofskomplexes, zu dem auch die Sanierung der Mauern und des Säulengangs an der Ribbeckstraße gehört, erhält die Kirche etwas mehr als eine Millionen Euro aus dem Tiefensee-Topf.
Sogar fast 1,9 Millionen Euro darf die Potsdamer Friedensgemeinde in ihr Welterbe-Ensemble stecken. So wird nach Auskunft von Pfarrer Horst-Dieter Weyrauch die heute eine Kita beherbergende Villa Tieck in der Schopenhauerstraße so wieder hergestellt, wie sie von Persius 1845 für den romantischen Dichter Ludwig Tieck (1773-1853) umgebaut wurde. Finanziert werde mit dem Welterbegeld die komplette Außensanierung; noch 2010 soll das Haus, dass momentan mit dem Worten Weyrauchs einen „DDR-Charme“ ausstrahlt, fertiggestellt sein. Ebenfalls saniert wird der 1906/1907 errichtete Friedenssaal sowie ein davor stehendes Gartenhaus. Der Saal, der mit Bestuhlung 200 Gästen Platz bietet, soll von verschiedenen Chören genutzt werden und für Hochzeitsfeiern zur Verfügung stehen. Ohne die Welterbe-Millionen „hätten wir das selbst niemals schaffen können“, lobt Weyrauch das Bundesprogramm.
Auch Jutta Erb-Rogg ist froh, dass Potsdam die Millionen-Offerte des Bundes annimmt – denn zunächst hatte die Stadt wegen eines verlangten 30-prozentigen Eigenanteils mehr als nur gezaudert. Jutta Erb-Rogg: „Die Sache war tot.“ Noch-Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) habe sich geweigert, Potsdam das Zertifikat „notleidende Gemeinde“ zu verpassen, was eine Verringerung des Eigenanteils auf nur zehn Prozent bedeutet hätte. Erst der neue Baubeigeordnete Matthias Klipp (Bündnisgrüne) habe „den Motor wieder angeschoben“, so Jutta Erb-Rogg. Nach intensiven Verhandlungen zwischen Stadt, Land und Bund habe das Bundesbauministerium einen nur zehnprozentigen Eigenanteil Potsdams akzeptiert, ohne dass Brandenburg für seine Hauptstadt den offiziellen Haushaltsnotstand erklären muss.
Neben der Sanierung des königlichen Landhauses – russische Kolonie 14 – sowie der Erstellung eines Welterbe-Wegeleitsystems wird mit 59000 Euro aus dem Tiefensee-Programm die Sanierung des Friedhofswärterhauses auf dem jüdischen Friedhof am Pfingstberg vorangebracht. Federführend ist hier die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD). Deren Potsdamer Chefin Heidi Gerber ist froh, dass Potsdam aus dem Welterbe-Programm profitiert – im Gegensatz zu Dresden, das wegen des Verlusts des Welterbetitels leer ausgeht.
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