Landeshauptstadt: Start für Sanierung der Kolonnaden – mit Heizung
Mit einem Musterfeld beginnen Anfang Dezember die Arbeiten am bedeutenden Natursteinbauwerk
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Sanssouci - Von außen nicht sichtbar, werden im Inneren der Kolonnaden am Neuen Palais derzeit Gerüste hochgezogen. Sie kündigen nun doch den Beginn der Sanierung und Restaurierung des bedeutenden friderizianischen Natursteinbauwerks an. Für das mit einem Kostenumfang von etwa zwölf Millionen Euro gegenwärtig größte Bauprojekt der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten war der Baustart bereits für das Frühjahr 2006 angekündigt worden. Da der durchfeuchtete Naturstein jedoch langsamer austrocknete als angenommen, wurde dieser Termin auf 2007 verschoben. Nicht rechtzeitig abgeschlossene Planungen und in den vergangenen Wochen notwendige Nachprüfungen der Vergabe an einen Bewerber führten zu weiteren Verzögerungen. Der Auftrag wurde nun an die Berliner Steinrestaurierungswerkstatt Farrak erteilt.
Den PNN gegenüber zeigte sich Stiftungs-Baudirektor Alfons Schmidt zufrieden, dass in der ersten Dezemberwoche mit den Arbeiten begonnen werden kann. Dafür wurde im südlichsten Teil der Kolonnaden ein Musterfeld ausgewählt, das sich 15 Meter tief in Ost-West-Richtung durch das gesamte Bauwerk zieht. Es wird von der statischen Sicherung über die Instandsetzung des Dachs, die Fugenabdichtung und die Putzsanierung bis zur Steinrestaurierung komplett wiederhergestellt. Auch für den Fall strenger Fröste ist Vorsorge getragen, erfuhren die PNN von Baudenkmalpfleger und Bauleiter Detlef Röper. Dann werden einzelne Abschnitte des Gerüsts eingehaust und mittels Öl- oder Elektroheizung temperiert.
Das Musterfeld soll bis Anfang nächsten Jahres fertiggestellt sein. Die dabei gewonnenen Erfahrungen werden auf das Gesamtbauwerk übertragen. Die Arbeiten dafür werden im Februar/März ausgeschrieben. Wie der Baudirektor erläuterte, muss dies nun nicht mehr abschnittsweise geschehen. Die vom Bund für die Stiftung beschlossene zusätzliche Zuwendung von 77,5 Millionen Euro sichere vielmehr auch für die Kolonnaden die Finanzierung und ermögliche, die Arbeiten als Gesamtpaket zu vergeben. Alfons Schmidt verspricht sich davon eine Beschleunigung des Bauablaufs. „Ich bin davon überzeugt, dass wir dieses prachtvolle Bauwerk rechtzeitig vor dem 300. Geburtstag Friedrichs des Großen im Jahr 2012 komplett restauriert übergeben können“, sagte er den PNN. Für die Feierlichkeiten soll die Mopke genannte Fläche zwischen dem Neuen Palais und den Kolonnaden zu einem hochwertigen Festplatz gestaltet werden, der auch in der Folgezeit für die Musikfestspiele und andere Veranstaltungen genutzt werden kann.
Die 1766 bis 1769 durch Gontard nach Entwürfen von Le Geay errichteten Kolonnaden gelten als eines der europaweit bedeutendsten Natursteinbauwerke des 18. Jahrhunderts. Allein im Bogengang stehen 96 Säulen, in den beiden seitlichen, von Obelisken gekrönten Pavillons und im als Triumphtor gestalteten Mittelteil nochmals 26. Schon dies verdeutlicht den Umfang der Arbeiten. 42 Skulpturen – Götter, Krieger und Frauen – schmücken Bogengänge und Mittelbau. Hinzu kommen Trophäendarstellungen. Von den beiden je sieben Tonnen schweren Obelisken auf den Pavillons wurde einer bereits restauriert. Gänzlich erneuert werden muss die Kuppel über dem den Mittelteil bildenden Triumphbogen. Sie war am Kriegsende zerstört worden.
Die Kolonnaden waren schon seit Jahrzehnten ein Sorgenkind der Schlösserverwaltung. Einzelne Säulen sind bis zu 13,5 Zentimeter aus dem Lot geraten. Außerdem weist der für das Bauwerk verwendete Sandstein schwere Schädigungen auf. Dazu zählen Verwitterungserscheinungen, Steinpressungen durch die aus dem Lot geratenen Teile und die Verhärtung der Oberfläche, unter der das Innere des Steins zerbröselt. Bereits 1986 mussten im nördlichen Abschnitt die Balustraden, der Architrav und auch die Kapitelle der Säulen abgenommen werden.
Die nun beginnende Wiederherstellung zählt zu den bisher größten und kompliziertesten Herausforderungen für die Baudenkmalpfleger in Sanssouci.
Erhart Hohenstein
Erhart Hohenstein
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