
© Andreas Klaer
TURBINE POTSDAM: Start mit Kemme als neuem Kapitän
Frauenfußballmeister Turbine Potsdam begann die Saisonvorbereitung mit sieben neuen Gesichtern.
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Die neue Chefin marschierte gleich vorneweg. Der Deutsche Frauenfußball-Meister Turbine Potsdam startete am gestrigen Montag ins Training für die neue Saison, und beim ersten Erwärmungslauf übernahm Tabea Kemme sofort die Spitze und gab so das Tempo vor. Kemme soll nach dem Willen des Cheftrainers Bernd Schröder Turbine als Mannschaftskapitänin durch die neue Saison führen. Die bisherige Spielführerin Jennifer Zietz kam nach ihrer Kreuzband-Operation vor vier Wochen gestern noch auf Krücken ins Stadion des Luftschiffhafens gehumpelt, wird wohl die komplette erste Meisterschafts-Halbserie ausfallen und hat kein Problem mit dem Verlust dieses Amtes: „Das ist doch völlig okay so.“ Kemme wird die Armbinde erstmals am Freitag dieser Woche tragen, wenn der Erstligist in Northeim gegen eine Frauen-Kreisauswahl Nordheim antritt. „Ich bin wieder fit. Die Schulter ist wieder heil und ich bin froh, dass es wieder los geht“, erklärte die 20-Jährige, über die ihr Coach sagt: „Kemme hat das Zeug zum Kapitän. Sie ist derzeit unsere einzige A-Nationalspielerin – aber andere werden nachkommen.“
Zum gestrigen Auftakt hatte Schröder 18 gesunde Spielerinnen beisammen. Neben Zietz kurieren auch Kristin Demann, Inka Wesely, Chantal de Ridder und Neuzugang Johanna Elsig noch Kreuzbandrisse aus, wobei Demann am Wochenende das erste Mal wieder joggte und Wesely in vier Wochen ins Lauftraining einsteigen will. Elsig, die erst am Montag vergangener Woche operiert wurde, fehlte am Montag im Luftschiffhafen. Ebenso wie Torfrau Alyssa Naeher, die wegen eines Trauerfalls in der Familie noch bis nächste Woche daheim in den USA bleiben wird. Wie Jennifer Cramer, die sich mit der U20 derzeit in Heusenstamm auf ein Länderspiel am 15. Juli in Aschaffenburg gegen Norwegen vorbereitet. Und wie Yuki Ogimi – geborene Nagasato – sowie Antonia Göransson, die mit Japan beziehungsweise Schweden am 25. Juli ins olympische Turnier starten. Dafür waren mit Heleen Jaques, Stefanie Mirlach, Keelin Winters, Sara Doorsoun-Khajeh, Lisa Evans, Erica Dillman und Wibke Meister sieben neue Gesichter dabei.
Schröder machte seiner Truppe am Montag gleich klar, was sie in den kommenden Wochen erwartet. „Es gibt ein Wort, das ihr hier gleich verinnerlichen müsst: Leidensfähigkeit“, erklärte er in seiner kleinen Ansprache vor der Erwärmung, der sich als erste Leistungstests Shuttle Run und Funktional Movement Screen anschlossen. Ersteres prüft die Fitness anhand der Herzfrequenz, beim Screen werden die Bewegungsabläufe jeder Spielerin wissenschaftlich vermessen, um sie gegebenenfalls optimieren zu können. Erik Helm vom Handball-Erstligisten Füchse Berlin und Martin Krüger schwangen hier als neue Athletik-Trainer das Zepter. „Wir haben sie jetzt neu im Team, um auch neue Reize zu setzen“, erklärte Schröder, der in der kommenden Woche mit Matthias Klein – einst Nachwuchscoach beim BFC Dynamo und jetzt Sport-Student an der Potsdamer Uni – einen neuen Co-Trainer in den Luftschiffhafen holt.
In den nächsten sieben Wochen werden Turbines Spielerinnen zu täglich drei Trainingseinheiten gebeten, außerdem sind acht Testspiele geplant, sieben davon gegen Männerteams. „Ich hoffe, dass keiner unserer Neuen schon nach zwei, drei Wochen Probleme bekommt“, meinte Schröder. Sara Doorsoun-Khajeh, die das linke Mittelfeld beackern soll, ist nicht Bange vor den Mühen. „Ich habe noch viel Luft nach oben und jetzt mit Turbine den richtigen Verein, um mein Potenzial auszuschöpfen“, erklärte die Tochter einer Türkin und eines Iraners, die in Köln groß wurde. Auch Belgiens Nationalspielerin Heleen Jaques, die 2010/11 schon 22 Bundesliga-Spiele für den damaligen Erstligisten Herforder SV bestritt, freute sich: „Potsdam ist eine der besten Mannschaften der Welt und ich hoffe, das Vertrauen hier zu rechtfertigen und meine Chance nutzen zu können. Wobei wir in Belgien dreimal in der Woche trainiert haben – hier ist es dreimal am Tag.“
Jaques, die gut Deutsch spricht, spielt in Schröders Planung eine zentrale Rolle. Die Innenverteidigerin soll als Abwehrchefin nichts anbrennen lassen und auch nach vorn Akzente setzen. „Heleen Jaques, Keelin Winters und Patricia Hanebeck werden unsere Achse sein. Sie und die drei Stürmerinnen müssen funktionieren, damit wir unsere Ziele erreichen“, erläuterte der Coach, für den Alyssa Naeher zunächst als Torfrau gesetzt ist. „Für uns gilt nur die Titelverteidigung, um auch in der nächsten Saison international zu spielen“, erklärte Schröder, dessen Team künftig mit einem neuen Haupt- und Trikotsponsor auflaufen wird. Der soll in Kürze vorgestellt werden. Rainer Rabe, Turbines bisheriger Hauptsponsor, verriet bislang nur: „Der legt für die nächsten drei Jahre richtig was auf den Tisch.“
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