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SERIE: Start-Up Potsdam Schritt für Schritt

HFF-Absolventin Nadine Baethke entwickelt eine Plattform für Filmfestivals

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In der Serie „Start-Up Potsdam“ stellen die PNN Absolventen der Potsdamer Hochschulen vor, die sich nach ihrem Studium selbstständig gemacht haben.

Am Anfang lief alles über Netzwerke und Kontakte. Im Frühjahr 2009 war Jörn Krug, der sich um Gründungsprojekte an der HFF kümmert, auf Nadine Baethke zugekommen. Sie hatte schon viel in der Produktion im Film und Fernsehen gearbeitet. Ihre Erfahrung mit Filmen und Festivals kannte Jörn Krug und schlug ihr vor, sich mit Luca Zamai in Verbindung zu setzen. Der hatte 2008 für seine Gründungsidee den Innovationspreis der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien bekommen und suchte nun noch Mitstreiter für die Realisierung seiner Internetplattform. Schon beim ersten Treffen merkten sie, dass die Chemie stimmt. Sie lernten schnell den zweiten Mitgründer Adrian Künzel kennen und ab März 2009 gingen sie das große Projekt zusammen an.

Seitdem arbeiten sie rund um die Uhr an ihrem gemeinsamen Projekt, dass ab 2011 Früchte tragen soll. Dabei hilft der Absolventin vor allem das Exist-Gründerstipendium, dass sie und Adrian Künzel seit Januar für ein Jahr finanziell absichert. Größere Sprünge kann sie damit nicht machen, aber es ermöglicht ihr, sich auf „Onefest“ zu konzentrieren. Dies soll eine international vertriebene Plattform im Internet werden, auf der Filmemacher das für sie passende Festival finden oder ihre Festivalplanung strategisch aufstellen. Es ist ein einzigartiges Produkt, dass es in dieser Form noch nicht gibt, obwohl Festivals sehr wichtig für die Filmbranche sind. Nadine Baethke erklärt, warum das noch kein anderer gemacht hat: Allein die etwa 5000 Festivals zu erfassen ist ein immenser Aufwand. Jedes Festival hat seine ganz speziellen Eigenheiten. Doch ohne die Festivals werden Filmemacher und Filme nicht bekannt. Auch der deutsche Filmnachwuchs würde durch die Plattform international bessere Chancen bekommen, so Baethke.

Studiert hat Nadine Baethke zuerst Wirtschaftskommunikation an der FHTW in Berlin. Für sie war es ein Studium, von dem sie sehr viel zehrt, auch wenn es nur eine Zwischenstation war. Denn für die gebürtige Berlinerin sollte es in Richtung Medien gehen. Als sie 2002 mit dem Studium fertig war, sah es in der Medienlandschaft allerdings nicht so gut aus wie erwartet. Deshalb entschied sie sich für ein weiteres Studium und ging an die Potsdamer Filmhochschule HFF und widmete sich dort den Medienwissenschaften.

Mit 14 anderen war sie in einem der größten Jahrgänge der HFF und genoss die intensive Arbeit, die anspruchsvolle Ausbildung. Die Nähe zu den Lehrkräften war groß, Nadine Baethke konnte Kontakte knüpfen und ein Netzwerk aufbauen. Von den vielen Möglichkeiten und der guten Infrastruktur rund um die HFF profitiert auch heute noch das Gründerteam. Sie kommen immer wieder an die Hochschule zurück, nutzen Räumlichkeiten und beraten sich mit ihrem Mentor Lothar Mikos.

Die HFF bemüht sich derzeit auch, ihnen ein Büro zur Verfügung zu stellen. Doch bis dahin wird noch einige Zeit vergehen und Nadine Baethke arbeitet so lange hauptsächlich zu Hause. Regelmäßig trifft sie sich mit ihren beiden Kollegen, meist abwechselnd bei jedem einmal. Ab und an nutzen sie die Büros von Freunden oder Bekannten, doch das ist auf Dauer keine Lösung.

Eine andere Schwierigkeit war es, als Team zu wachsen. Vertrauen und eine gute Verteilung der Verantwortung zu finden, das braucht eine Gruppe von Gründern. Nadine Baethke sagt, dass sie diese Voraussetzungen nun haben. „Wir sind gut zusammengewachsen.“ Das sei vor allem dadurch gekommen, dass die Gründerstipendien zuerst abgelehnt worden waren. „Wir hatten mehrere Monate eine Durststrecke, in der wir uns nicht sicher waren, wie es weitergehen sollte.“ Das hat dann letztlich zusammengeschweißt.

In solchen Situationen helfen ihr auch immer wieder ihre Eltern und ihr Bruder. Ihre Eltern geben ihr emotionalen Rückhalt, ihr sechs Jahre älterer Bruder, der sich vor drei Jahren selbstständig gemacht hat, ist für sie auch ein wichtiger unternehmerischer Berater.

Ein Jahr Zeit gibt das Stipendium der Gründerin. So viel Zeit hat sie sich auch selbst gegeben. In diesem einen Jahr setzt sie alles auf eine Karte. Andere Projekte hat sie zurückgestellt. So arbeitet sie beispielsweise nur noch selten als Autorin für das Wissensmagazin „Galileo“. „Meine ganze Kraft geht in diesem Jahr in die Idee, weil ich daran glaube“, sagt sie. Und schaut schon zuversichtlich dem nächsten Schritt entgegen: der offiziellen Gewerbeanmeldung, die noch in diesem Frühjahr eingereicht werden soll. Anja Reischke

Weitere Informationen im Internet:

www.viciouscircuit.com

Anja Reischke

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