Landeshauptstadt: Statement gegen Mobber im Internet
Mit einer Unterschriftenaktion setzte das Babelsberger Filmgymnasium ein Zeichen gegen Cybermobbing
Stand:
Die Botschaft der Schüler steht unmissverständlich auf einem großen Transparent, in schwarzen Lettern: „We hate gossip“ (Wir hassen Klatsch). Das Banner lag am gestrigen Mittwoch auf den Mensa-Tischen des Babelsberger Filmgymnasiums. Um die Tische tummelten sich die Gymnasiasten und setzten ihre Unterschrift unter das Statement. Daneben schallte es durch ein Megafon: „Kein Cybermobbing am Babelsberger Filmgymnasium, jede Unterschrift zählt!“
Nur wenige Schulen haben auf die Welle der Cybermobbing-Vorfälle der vergangenen Wochen, besonders auf der Internetseite „Isharegossip“, so schnell wie das Filmgymnasium reagiert. Mit einer Unterschriftenaktion unter dem Motto „We don’t share gossip“ (Wir verbreiten keinen Tratsch) wollte Schulpsychologe Jörg Kreuter ein Signal geben: „Die oftmals anonymen Attacken werden an unserer Schule nicht geduldet“, steht auf der Internetseite der Schule. Das Gymnasium erstattete bereits Anzeige gegen Unbekannt und auch die Mutter einer Schülerin habe das schon getan. Im Unterricht merkten die Lehrer, dass bei den Schülern Redebedarf besteht: „Alle distanzieren sich von dem, was da im Internet passiert“, so Kreuter. Das Mobben im Internet nehme andere Qualitäten an als reales Mobbing. „Früher gab es solche sexistischen Beleidigungen nicht“, bekennt Miriam Höfler, Vertrauenslehrerin am Gymnasium. Das Schlimme an den beleidigenden Einträgen sei, dass sie nicht „einfach wieder verpuffen, sondern dauerhaft im Internet bleiben“, so Kreuter, „eine verbale Beschimpfung wird einmal gesagt, es ist leichter, sie zu vergessen“. Wer hinter den Schmähungen auf „Isharegossip“ auf der Seite des Filmgymnasiums steckt, wisse man noch nicht, den Tätern droht der Schulverweis.
Die Zwölftklässlerin Virginia Lücke half dem Schulpsychologen, die Aktion zu organisieren. Sehr offen sprach sie über ihre Meinung zum Cybermobbing: „Ich finde das feige.“ Betroffene könnten sich im Internet nicht wehren. Wenn man etwas gegen jemanden habe, „sollte man ihm das auch direkt ins Gesicht sagen können“. Eine Freundin von Virginia habe in der Realität Probleme mit Mitschülern, das virtuelle Mobben mache alles noch schlimmer: „Es geht über die Schule hinaus, sie kann gar nicht mehr abschalten.“ Virginias Freundin wisse nicht, wie sie damit umgehen solle. Hier setzt Kreuters Prävention an. Auf der Internetseite des Gymnasiums können die Schüler lesen, wie sie sich bei Mobbing zu verhalten haben, „Du trägst keine Schuld“, steht da. Der schnelle Kontakt zu einer Vertrauensperson sei besonders wichtig. „Eltern wissen oftmals gar nichts von den Vorfällen“, so Kreuter. Das Thema soll auch in den Unterricht einfließen, bei der nächsten Schulprojektwoche soll es ebenfalls um Cybermobbing gehen. Das Anti-Mobbing-Transparent wird als symbolisches Statement im Eingang der Schule aufgehängt. V. Krellmann
V. Krellmann
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: