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Landeshauptstadt: Statistik sieht „freien Fall“ der Platte gestoppt

Bericht über Neubaugebiete: Leerstand nur noch bei zwei Prozent, aber Zahl der Hilfeempfänger gestiegen

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Die Bevölkerung in Potsdams Neubaugebieten nimmt weiter ab, die Zahl Arbeitsloser und Hilfeempfänger in den Wohnvierteln steigt dagegen weiter an. Einzig der Schlaatz verzeichnete laut dem gestern veröffentlichten aktuellen Statistikbericht für die sieben Neubaugebiete im Jahr 2004 einen Einwohnerzuwachs gegenüber den Jahren zuvor, jedoch stieg auch dort die Zahl der Hilfeempfänger. Laut Statistik-Fachbereichsleiter Dr. Rainer Pokorny gibt es in den zwischen 1960 und 1991 entstandenen Vierteln, in denen 34,7 Prozent der knapp 145 000 Potsdamer leben, keine Besorgnis erregenden Grundstrukturen der Bevölkerung mehr. Der drohende „freie Fall“ sei gestoppt worden. Von der in anderen Städten eintretenden Ghettoisierung könne in Potsdam keine Rede sein.

Im kürzlich veröffentlichten Armutsbericht der Landeshauptstadt steht im Bezug auf die Neubauviertel: „Die Konzentration sozial schwacher Schichten führt ansatzweise zu Problemen“, doch „guter Wohnraum und gutes Wohnumfeld wirken Verelendungstendenzen entgegen“. Hilfeempfänger würden sich jedoch auf bestimmte Gebiete wie Stern, Drewitz, Schlaatz sowie Waldstadt I und II konzentrieren – fünf der sieben nun untersuchten Neubaugebiete.

Die Baubeigeordnete Elke von Kuick- Frenz begründete die „Wende“ in den Neubaugebieten unter anderem mit der Leerstandsquote: Noch vor fünf Jahren habe der Schlaatz mit einem Wohnungsleerstand von gut zehn Prozent aufgewartet. Die Kampagne „Platte, na und?“ sowie Investitionen in Häuser und Umfeld – zwischen 1999 und 2004 flossen allein 14 Millionen Euro Fördergelder in die Neubaugebiete – hätten laut von Kuick-Frenz inzwischen dazu geführt, dass insgesamt nur noch ein Leerstand von zwei Prozent herrsche. Die Viertel Zentrum-Ost und Waldstadt I gelten den Wohnungsbau betreffend als vollständig saniert. Zudem seien eine Vielzahl von Häusern und Wohnungen verkauft worden.

So wurden in den letzten zehn Jahren knapp 300 Wohngebäude in den sieben Neubauvierteln Am Schlaatz, Drewitz, Waldstadt I und II, Am Stern, Zentrum-Ost sowie Potsdam-West aus kommunaler Hand veräußert, nur noch 11 411 der 28 605 Wohnungen gehören der Gewoba. Das städtische Unternehmen schiebt eine Kreditbelastung von mehr als einer halben Milliarde Euro vor sich her.

Der aktuelle Statistikbericht soll die Entwicklung der Neubauviertel seit dem Bauende in Drewitz im Jahr 1991 aufzeigen. Das Ergebnis: Die Bevölkerung in den Gebieten hat seitdem um 17 000 Einwohner (20 Prozent) abgenommen, habe sich in den vergangenen drei Jahren jedoch wieder stabilisiert. Die Mehrzahl sind Ein-Personen-Haushalte, die durchschnittliche Wohnfläche je Einwohner passe sich dem städtischen Schnitt von 34 Quadratmetern an und der Anteil der Arbeitslosen an den Erwerbsfähigen habe sich außer in fünf Gebieten ebenso überdurchschnittlich erhöht wie die Anzahl der Hilfeempfänger. Zudem sei die Wahlbeteiligung unterdurchschnittlich. Für Pokorny ist dies in der Gesamtbetrachtung dennoch eine komfortablere Situation als in anderen Städten Ostdeutschlands. Als Grund des Erfolges nannte er unter anderem die Bündelung von Interessen der Wohnungsunternehmen. Nach der Gründung des Projektes „Stadtspuren“, in dem sich sechs Wohnungsunternehmen engagieren, und mit dem dazugehörigen Management der Stadt sei erfolgreich saniert worden.

Als wichtigste Maßnahme in den Neubaugebieten im nun ablaufenden Jahr bezeichnete Elke von Kuick-Frenz die Sanierung und den Umbau des früheren Residence-Hotels in der Waldstadt II zu Ein- und Zwei-Raum-Wohnungen sowie die Eröffnung des Einkaufzentrums Orion am Kepler-Platz. Für 2006 sollen laut der Beigeordneten eine neue Prioritätenliste der Straßenbaumaßnahmen sowie die Verhandlungen zum Erhalt des Supermarktes am Schlaatz voran getrieben werden. jab

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