Landeshauptstadt: Stätten der Erinnerung für die Lebenden
Friedhöfe und Gehölze im Mittelpunkt der 51. Dendrologischen Wintertagung
Stand:
Friedhöfe und Gehölze im Mittelpunkt der 51. Dendrologischen Wintertagung Seit Oktober 2003, mit der Eingemeindung der sieben neuen Ortsteile, besitzt Potsdam 15 Friedhöfe mit etwa 25 000 Grabstätten. Sie sind nicht schlechthin Bestattungsplätze, sondern auch Stätten der Erinnerung für die Lebenden und mit ihrer Bepflanzung und teils parkähnlichen Gestaltung Orte der Erholung, zudem Lebensraum für eine vielfältige Flora und Fauna. Gerade in dicht besiedelten Wohngebieten, so in Babelsberg, bildeten sie unverzichtbare Bestandteile des Stadtgrüns, erläuterte Gunther Butzmann, Chef der Potsdamer Friedhofsverwaltung. Er sprach im Alten Rathaus auf der Dendrologischen Wintertagung des Kulturbundes, die bereits zum 51. Mal stattfand. Sie hatte diesmal das Thema „Friedhöfe und Gehölze“ und stand wie gewohnt unter der Leitung von Jörg Wacker, Vorsitzender des Landesaktivs Dendrologie. Wurden im alten Ägypten, der griechischen und römischen Antike die Begräbnisplätze mit Bäumen bepflanzt, denen mythologische Bedeutung zugemessen wurde (Marina Heilmeyer, Berlin), so dominierten im Mittelalter die ästhetisch anspruchslosen Kirchhöfe, auf denen auch das Vieh weidete, Markt abgehalten und sogar getanzt wurde (Simone Meinel, Dresden). Schon Luther forderte, die Begräbnisplätze an den Stadtrand zu verlegen – aus hygienischen Gründen und um sie zu Stätten stiller Andacht zu machen. Die Nähe zur Kirche, von der man sich bessere Chancen für den Eingang ins Himmelreich erhoffte, bestand jedoch vielerorts noch lange. Selbst König Friedrich II. blieb 1786 der Wunsch verwehrt, sich in seinem Park begraben zu lassen. Erst die Friedhofsreform um 1800 brachte eine Anknüpfung an die antiken Vorbilder und als Landschaftsparks gestaltete Friedhöfe (Dr. Annette Dorgerloh, Berlin). Auch Potsdam hat diese Entwicklung vom Kirchhof an der Nikolaikirche über schmucklose, kaum bepflanzte „Gottesäcker“ vor dem Berliner und dem Nauener Tor bis zu den reich mit Gehölzen besetzten Plätzen Alter und Neuer Friedhof durchlaufen. Wie Gunther Butzmann machte Olaf Ihlefeldt als Verwalter des Stahnsdorfer Südwestkirchhofs deutlich, wie viel Mühe die Pflege und Erhaltung dieser anspruchvoll gestalteten Begräbnisplätze den nur noch wenigen Friedhofsgärtnern abverlangt. E. Hohenstein
E. Hohenstein
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