Landeshauptstadt: Staubsaugen mit Sonnenstrom
Positive Bilanz der ersten Potsdamer Bürgersolaranlage / Gewoba: Mieter wollen Ökostrom
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Drewitz - Einige wollten „ein ganz klein wenig die Welt retten“. Andere ihr Erspartes sinnvoll anlegen. So fanden sich 35 Potsdamer und investierten 50 000 Euro in die erste Bürgersolaranlage Potsdams. In Drewitz ist sie seit dem 28. Dezember 2006 am Netz. Die bis zu 8,7 Kilowatt leistende Photovoltaik-Anlage hat bisher Strom „für 200 Stunden Staubsaugen“ produziert, wie die Geschäftsführerin der Potsdamer Bürger-Solar GbR, Sophie Haebel, gestern vor Journalisten erklärte. Dies sei zwar nicht viel, sie verwies aber darauf, dass die sonnenreichen Monate erst noch kommen. Ziel der Bürgerinitiative ist es, übers Jahr Strom für den Jahresbedarf von acht Personen zu produzieren.
Kooperationspartner der Bürger-Solar GbR ist die Wohnungsverwaltungsgesellschaft Gewoba, Eigentümerin des Plattenbaus vom Typ WBS 70 in der Fritz-Lang-Straße 10-12, auf dessen Dach nun Solarstrom produziert wird. Wie Gewoba-Geschäftsführer Jörn-Michael Westphal erklärte, sind die Solar-Protagonisten vor eineinhalb Jahren bei ihm auf offene Ohren gestoßen, da die Gewoba selbst „ein Umweltmanagement im Unternehmen etablieren will“. Schon nach einem halbstündigen Gespräch seien sie ins Auto gestiegen, um sich geeignete Häuser anzusehen. Bereits seit dem Jahr 2000 betreibt die Gewoba selbst eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach eines Hauses in der Johannes-R.-Becher-Straße sowie drei Anlagen für Solarthermie. Solarthermische Anlagen produzieren nicht Strom wie Photovoltaik-Anlagen, sondern heißes Wasser. „Grundsätzlich“, so Westphal, werde bei jeder Dachsanierung geprüft, ob die Installation einer Solaranlage möglich ist. Wie der Gewoba-Chef ankündigte, werde in diesem Jahr seitens der Gewoba noch solarthermische Anlagen in der Geschwister-Scholl-Straße 6,7 und 7a sowie in der Großbeerenstraße 142 bis 152 installiert. Hinzu komme in der Geschwister-Scholl-Straße noch eine Photovoltaik-Anlage. Westphal zufolge haben sich 38 Prozent der Gewoba-Mieter für Ökostrom als Hausstrom ausgesprochen – „ein klares Votum unserer Mieter“. Die Gewoba suche nun nach Wegen, dieser Nachfrage nachzukommen.
Der Solarstrom wird gemäß dem Erneuerbaren Energien-Gesetz (EEG) von den örtlichen Energieunternehmen zu einem festgelegten Preis abgenommen. Die Stadtwerke Potsdam vergüten die eingespeiste Kilowatt-Stunde der Bürgersolaranlage mit 51,8 Cent. „Und dies für den Zeitraum von 20 Jahren“, wie Klaus-Michael Winnen vom Ingenieurbüro Winnen in Berlin sagte. Nach zwölf Jahren habe sich die Investitionssumme amortisiert. Die Bürger-Solar GbR wirbt auf ihrer Homepage, für eine Einlage von 1000 Euro erhalte ein Gesellschafter einen Ertrag von 1600 Euro in 20 Jahren. Für Solaranlagen, die 2007 ans Netz gehen, beträgt das Entgeld nur noch 49,21 Cent pro Kilowattstunde für 20 Jahre, da das EEG diesen Vergütungsrückgang vorsieht, so Winnen. Dennoch lohne sich die Investition in Solaranlagen weiterhin.
Da das Dach des Plattenbaus in der Fritz-Lang-Straße 10-12 statisch keine zusätzlichen Belastungen vertrage, wurden laut Winnen spezielle so genannte Dünnschichtmodule verwendet, die auf flache Trapezblech-Unterkonstruktionen aufgebracht sind. Dadurch wurden zusätzliche Windlasten, wie sie mit größeren Aufbauten verbunden wären, vermieden. Den Sturm „Kyrill“ überstand die Anlage unbeschadet. Guido Berg
Weiteres im Internet unter:
www.solarlokal-potsdam.de
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