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Landeshauptstadt: Steine klopfen für die Flügelbauten

Schlossziegel aus 17. und 18. Jahrhundert sollen durch Bürgeraktion vor dem Schuttplatz bewahrt werden

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Innenstadt - Steine klopfen für die Flügelbauten des Stadtschlosses: Die Fundamente des früheren Königshauses am Alten Markt sollen durch eine Bürgeraktion gerettet werden. Gestern einigten sich Vertreter der Baufirmen, des Sanierungsträgers sowie des Vereins zum Wiederaufbau des Stadtschlosses darauf, dass am Samstag ab 11 Uhr eine erste Steinklopfaktion auf dem Areal stattfinden wird. Dadurch sollen die Originalziegel aus dem 17. und 18. Jahrhundert sowie die als Fundamentstützen genutzten Feldsteine vor dem Schuttplatz gerettet werden. Geplant sei der spätere Verkauf der Steine mit Zertifikat und Stempel zur Finanzierung der Flügelbauten sowie der Stadtschlossfassade.

Ursprünglich sollten die Fundamente des Nordost-Kopfbaus des früheren Stadtschlosses bis Ende April abgetragen werden. Dies werde sich durch den Protest des Vereins nun verzögern, sagte einer der Archäologen. Die ersten Fundamentreste seien jedoch abtransportiert worden. Den Abbruch hat die Obere Denkmalschutzbehörde genehmigt. Bis Dezember soll jedoch das gesamte Areal bis zur Straßen-Kreuzung untersucht sein. Erich Jesse, Geschäftsführer des Sanierungsträgers Potsdam, erklärte, dass die Grabung im Zeitplan sei. Sie solle trotz der Verschiebung des Baubeginns für den Landtag um etwa ein Jahr wegen des Planfeststellungsverfahrens in derselben Zeit beendet sein, weil sonst die Kosten steigen. Der zweite Teil der Grabungen unter der jetzigen Straße und den Tramgleisen finde später statt. In diesem Bereich sollen Grabungen Spuren der alten Burganlage, des 1666 errichtete ursprünglichen Schlosses sowie des späteren Stadtschlosses zu Tage bringen.

Über die Verwendung der Fundament-Steine gibt es indes unterschiedliche Meinungen: Hieß es anfangs vom Schlossverein, sie könnten zum Aufbau wiederverwendet werden, äußern die Archäologen dazu ihre Bedenken. Die Steine hätten jahrhundertelang im feuchten Erdreich gelegen. Jetzt seien sie frei gelegt und würden im Sonnenlicht trocknen und aufplatzen. Eine Wiederverwendung unter diesen Umständen sei kaum möglich – selbst der Mörtel um den Ziegel sei stabiler als der Stein selbst, sagte ein Archäologe. Es sei sinnvoller, sich auf die Felssteine zu konzentrieren. Daher will der Verein die Steine nun nicht mehr für den Bau von Fundamenten nutzen. Sie sollen abgeklopft und dann verkauft werden.

Der Verein ruft daher dazu auf, am Samstag mit Handschuhen, festem Schuhwerk und einem Hammer auf dem Alten Markt Steine zu klopfen. Diese dürfen laut Gesa Haan vom Sanierungsträger jedoch nicht am Ort der Fundamente abgeklopft werden, da dies eine Baustelle ist und die Baufirma nicht für den Versicherungsschutz aufkommen wolle. Bei einem gestrigen Vororttermin drohte die Bürgeraktion aus Versicherungsgründen zu scheitern, da ein Vertreter der Baufirma keinen „Touristen“ auf die Baustelle lassen beziehungsweise das „Klopfgebiet“ aus der Baustelle ausgrenzen wollte. Dies scheiterte jedoch am Veto von Gesa Haan und des Sanierungsträgers. Als Einigung werden die Fundamente nun vom Standort abgebrochen und auf die andere Seite der Grabungsstelle gefahren, an der sie dann von den Freiwilligen abgeklopft werden können. Ziel des Vereins ist es, die Steine komplett zu bergen und aufzubewahren.

Die Archäologie Manufaktur Brandenburg GmbH führt seit 1997 Untersuchungen auf und am Alten Markt durch. Dabei konnte laut den Archäologen ein ganzes mittelalterliches und frühneuzeitliches Stadtquartier aufgedeckt sowie die Straßen- und Grundstücksstrukturen vom 13. bis zum 18. Jahrhundert aufgezeigt werden. jab/SCH

Am 7. Mai veranstaltet die Bürgerinitiative „Mitteschön“ die Veranstaltung „Jazzen und Trommeln für Potsdams Mitte“. Ab 18 Uhr spielt die Big Band des Potsdamer Helmholtz-Gymnasiums am Fortunaportal. Laut Veranstalter seilen sich die Trommler dabei am Portal ab und spielen in luftiger Höhe.

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