Landeshauptstadt: Steinwurf auf der Wasseroberfläche
Beim Brandenburgischen Baukulturpreis 2011 lagen gleich vier Potsdamer Projekte vorn
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Berliner Vorstadt - Gleich vier Bauprojekte aus Potsdam räumten bei der gestrigen Vergabe des Brandenburgischen Baukulturpreises 2011 Preise und Anerkennungen ab. Vergeben wird der Preis von der Brandenburgischen Architekten- und der Ingenieurkammer. In der bis auf den letzten Stuhl voll besetzten Reithalle A an der Schiffbauergasse erklärte Infrastrukturminister Jörg Vogelsänger, Qualität beim Bauen sei nur dann zu erreichen, „wenn sie bereits bei der Ideenfindung und Planung zu finden ist“.
Diese Maßgabe schienen insbesondere Stefan Tebroke und Bruno Vennes aus Berlin beherzigt zu haben, die mit ihrem Leibnizhaus des Leibniz-Instituts für Astrophysik in der Kategorie Sozial- und Gewerbebauten den Baukulturpreis 2011 gewannen. Den Architekten gelang es, im Umfeld des Potsdamer Welterbes große Baumassen des Forschungsgebäudes für den Betrachter unsichtbar unter der Erde zu platzieren, gleichzeitig aber mit den beiden oberirdischen Etagen „eine spannungsreiche äußere Form ohne ,Fronten’“ entstehen zu lassen, wie es in der Laudatio heißt. Durch den „wankelscheibenähnlichen Grundriss“, wie Moderator Jürgen Tietz sagte, entstand im Innern eine spannungsreiche Raumsituation. Tietz erklärte, das Leibnizhaus werde wohl nicht der letzte Forschungsneubau auf dem Areal der Astrophysiker unweit des Babelsberger Parks sein. Zur Preisverleihung kam neben den Architekten auch Institutschef Prof. Matthias Steinmetz auf die Bühne, ein Experte für Kosmologie und Galaxienentstehung.
Baukulturpreiswürdig erachteten die Jury-Mitglieder auch die neue Trambrücke an der Langen Brücke in Potsdams Mitte. Den Preis nahmen Pro-Potsdam-Chef Horst Müller-Zinsius sowie der Architekt Henry Ripke und der Ingenieur Thomas Klähne entgegen. Eine Einfügung der Brücke ins Stadtbild gelang mit „schwungvollen, zur Stadt hin kleiner werdenden Bögen, die im übertragenen Sinne einen Steinwurf auf der Wasseroberfläche darstellen“.
Anerkennung fand gleich neben der Trambrücke der neu geschaffene Übergang zur Freundschaftsinsel. Der Brückenbau verkürzte den Freiraum der Freundschaftsinsel um 16 Meter und brachte eine Geländeerhöhung um bis zu 2,50 Meter. Dass die somit nötige Abstufung des Geländes von der Brücke her lediglich als Streifen, von der Insel her als niedrige, unrelmäßig verteilte Böschungskanten wahrgenommen werden, sieht die Jury als sehr gelungen an. Den Preis nahm Landschaftsarchitekt Jörg Michel und der Geschäftsführer des Potsdamer Verkehrsbetriebes Martin Grießner entgegen.
Besonderes Augenmerk erregte die Anerkennung für ein einfaches kleines Wohnhaus in der Potsdamer Kirschallee. Es sei für Architekten oft leichter, durch extravagante Gestaltung oder Verweigerung gegen Vorgaben und Konventionen zu protestieren als diese kritisch reflektierend zu verarbeiten. Dabei müssten Architekten nicht unkonventionell sein, um Architektur von hohem Wert zu erzeugen. Dies hätten das Architekturbüro Steiner Weißberger Architekten bewiesen. Trotz enger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen und zahlreicher Bauvorschriften sei ein ausdrucksstarkes und eigenständiges Werk gelungen. David Steiner sagte den PNN, „schön sei es, dass auch kleine Projekte bedacht worden sind“. Auch kleine Wohnhäuser müssten nicht notwendigerweise „von der Stange“ sein.
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