Landeshauptstadt: Steinzeitjäger auf dem Alten Markt
Grabungsleiter zeigt älteste Funde vom Schlossareal / Südliche Fundamente bleiben erhalten
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Innenstadt – Wie in einer Schatzkammer sieht es im Container von Dr. Jonas Beran, dem Grabungsleiter auf dem Alten Markt, aus: gold- und farbglänzende Porzellanteile, kleine Figürchen, antike Krüge und alter Schmuck. Doch Beran greift zu einem durchsichtigen Plastetütchen und holt ein graues Teil heraus, nicht größer als ein kleiner Finger. „Das ist der älteste Fund“, erzählt er den staunenden Besuchern. „Mit solch einer Pfeilspitze aus Feuerstein haben in der Altsteinzeit die Jäger ihre Beute getötet“, erzählt der Archäologe.
Zu einer Besichtigung der Grabungsstätte auf dem Baufeld des künftigen Landtagsgebäudes hatte die ProPotsdam GmbH am „Tag des offenen Unternehmens“ eingeladen. Akribisch legen die Ausgräber die Bodenschichtung auf dem Schlosshof frei. „Das hier ist die alte Muttererde der Jungsteinzeit“, sagt Beran und zeigt auf eine dünne dunkle Schicht. Und etwas weiter oben fallen ihm winzig kleine Schuttteilchen auf. „Das ist der Abrieb, der beim Bau der Schlossfassade auf den Boden fiel.“ Das Auge des Fachmannes sieht eine Straße mit Fahrrinnen und Straßengräben, Reste mittelalterlicher Hütten, Keller und Brunnen, dunkle Stellen, die einst Gräber waren.
Für die Besucher beeindruckend sind die Grundmauern der Schlossanlage. „Bleiben die erhalten?“, lautet die bange Frage. Beschlossen sei, sagt der Archäologe, dass im südlichen Teil des Baufeldes die Fundamente des Stadtschlosses und seiner Vorgängerbauten, darunter die Reste von spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Burgen und den kurfürstlichen Schlössern des 16. und 17. Jahrhunderts „weitestgehend erhalten bleiben“. Das neue Bauwerk solle Möglichkeiten bieten, die historischen Bauteile zu betrachten.
Das Interesse für die archäologische Führung am „Tag des offenen Unternehmens“ hielt in Grenzen. Zur Führung um zehn Uhr standen Dr. Beran, Gesa Haan vom Sanierungsträger und Steffanie Eggers von ProPotsdam allein da auf weiter Flur. Um 13 Uhr kamen 14 Interessierte. Diese aber wurden mit einer informativen und einmalig anschaulichen Stunde über die auf dem Alten Markt übereinander geschichtete Potsdamer Vergangenheit belohnt. Günter Schenke
Günter Schenke
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