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Landeshauptstadt: Stephans Traumberuf

Das Handwerk wirbt mit freien Lehrstellen

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Für Stephan Schmeck ist Mechatroniker der Traumberuf. Während einiger Praktikumstage in der Firma Schachtschneider Automobile gefiel ihm dort auch das Betriebsklima so gut, dass sich der 17-Jährige für die alteingesessene Firma, die neben Beelitz, Glindow, Ketzin und Michendorf seit zwei Jahren eine Filiale in Potsdam hat, entschied. Schachtschneider ist in der Ausbildung geradezu vorbildlich. Neben 145 festangestellten Mitarbeitern gibt es dort zurzeit 39 Azubis, und der Potsdamer Stephan gehört zu den zehn Neuen, die jetzt mit der Lehre beginnen. Hinzu kommen noch einmal 47 Praktikantenplätze für das Hineinschnuppern in den Beruf oder für Umschulungen. Von den bisher Ausgebildeten hat die Firma rund ein Drittel selbst eingestellt. Das Unternehmen, 1954 von Heinz Schachtschneider gegründet, machte 2006 einen Umsatz von 43 Millionen Euro.

„Es wird bereits schwierig, interessierte Lehrlinge zu bekommen“, meinte Peter Schachtschneider gestern beim Runden Tisch zur Bildungsinitiative 2007. Er ist offensichtlich verwöhnt durch die Jahre, in denen sich die Bewerbungen bei ihm stapelten. Die Messlatte liege bereits etwas niedriger, meint er, aber durch die praktischen Tests sei es noch immer gelungen, engagierte Azubis zu bekommen. Auch Stephan hat mit einem Durchschnitt von 3,2 nicht gerade die Superzensuren. „Aber im Praktischen bin ich besser“, erklärt er – froh über seine Lehrstelle.

Zum Runden Tisch in der Potsdamer Filiale der Firma waren nicht nur Vertreter von Handwerkskammer (HWK) und Industrie- und Handelskammer (IHK), sondern auch Bildungsminister Holger Rupprecht und der SPD-Fraktionsvorsitzende Günter Baaske gekommen. Sie erschienen, um die Bildungsinitiative des Autohauses zu loben, gleichzeitig aber auch auf einen Wandel am Lehrstellenmarkt aufmerksam zu machen. „Es ist erstaunlich“, meinte Baaske, „dass bei Ihnen jetzt schon die Bewerbungen zurückgehen, die geburtenschwachen Jahrgänge sind noch gar nicht im Azubi-Alter.“ Aber auch der Hauptgeschäftsführer der HWK, Wolfgang König, bestätigte, dass das Handwerk im Raum Potsdam weiter Lehrstellen anbiete, von denen 33 noch nicht einmal nachgefragt worden seien, im Kammerbereich seien es sogar 169. Und der außerbetriebliche Ausbilder ZAH hat in Potsdam und Umgebung noch 110 freie Lehrstellen, insgesamt 294. Die Nachricht über freie Lehrstellen müsse erst einmal zu den Jugendlichen durchdringen, versuchte Baaske das Novum zu erklären. Jahrelang habe es immer geheißen, Brandenburg könne seine jungen Leute weder mit Lehrstellen, noch mit Arbeitsplätzen hinreichend versorgen, so Baaske.

Auch der Bildungsminister machte ein Umdenken deutlich. Der Unterricht an den Schulen solle berufsorientierter gestaltet und das Praxislernen während der 8. und 9. Klassen mit Unterrichtstagen in Betrieben vertieft werden. Rupprecht wies allerdings auch darauf hin, dass das nicht die Lern-Anstrengung und soziale Kompetenz der Azubis ersetzen könne. Selbst bei Lehrlingsmangel würden Ansprüche an den Auszubildenden gestellt und ein schlechter Schüler habe weiterhin kaum Lehrstellenchancen.dif

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