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Landeshauptstadt: „Sterben auf Raten“

40 sollen gehen: Betriebsversammlung im Studio

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Babelsberg - Es sind vor allem Männer, die aus dem Studio A in die Kälte strömen. Manche tragen Blaumann, fast alle machen ein angestrengtes Gesicht. Nahezu zwei Stunden hat die Betriebsversammlung gedauert, auf der die Geschäftsführung der Studio Babelsberg AG gestern den Mitarbeitern ihrer Tochterfirma Art Department Studio Babelsberg GmbH offiziell mitgeteilt hat, 40 von ihnen entlassen zu wollen. Dass daran noch ein Weg vorbei führen könnte, glaubt nach dem Treffen wohl niemand mehr. „40 werden gehen, das wird so sein“, sagt ein Mann, der seit 45 Jahren im Studio Babelsberg arbeitet. Die Stimmung unter den Kollegen sei „gedrückt“.

Beim Betriebsrat des Studios dagegen scheint sie eher kämpferisch. Die Mitarbeiter hätten ihre Vertretung beauftragt, weiter zu verhandeln, sagt der Betriebsratsvorsitzende Jan-Peter Schmarje. Ziel sei, „dort, wo es geht, zu optimieren“ – an der Lage selbst ließe sich kaum etwas ändern. Denn dass sie es „absolut ernst meinen“, haben die Geschäftsführer Carl Woebcken und Christoph Fisser nach den Worten der Art Department-Mitarbeiter sehr deutlich gemacht. Ihre Argumentation sei folgende: Entweder 40 Mitarbeiter werden gekündigt und der Betriebsrat erklärt sich damit einverstanden, oder die GmbH müsse in die Insolvenz gehen (PNN berichteten). Öffentlich wollte sich die Geschäftsführung auch gestern nicht zu den Vorgängen äußern.

Die Insolvenz und damit das „total Ungewisse“ wolle die Mehrheit der Beschäftigten nicht, sagt Betriebsratschef Schmarje. „Aber es hoffen nun viele, dass sie unter den 32 sind, die bleiben.“ Wer weiter arbeiten darf und wer gekündigt wird soll angeblich auf einer Liste der Geschäftsführung stehen, die jedoch bisher keiner gesehen habe, so Schmarje. Klar sei aber, dass die Werkstätten jeweils nur noch mit drei oder vier Leuten besetzt sein würden – statt jetzt mit zehn oder mehr. Dies gleiche einem „Sterben auf Raten“, so Daniel Klappenbach, Chef der Stukkateure. Zehn feste Mitarbeiter habe er jetzt, drei würden wohl nur bleiben. Damit ließen sich nicht mehr alle Gewerke vom Stukkateur über Kunststofftechniker, Bildhauer und Maler abdecken, so Klappenbach, der auch Mitglied im Betriebsrat ist. „Man amputiert sich so ganz schön etwas, und dann geht bald gar nichts mehr.“ Er kritisiert, dass „ernsthafte“ Verhandlungen nicht möglich gewesen seien: „Wir hätten schwere Einschnitte in Kauf genommen“, Vorschläge seien aber nicht erwünscht gewesen. Dass die Entlassenen als freie Mitarbeiter weiter im Studio arbeiten, glaubt ein bisher Festangestellter nicht. „Das ist dann wie Sklavenarbeit, man muss immer strammstehen.“ Er werde versuchen, etwas anderes zu finden.

Zunächst bestehe die Geschäftsführung aber darauf, dass alle Art Department-Mitarbeiter per Unterschrift bestätigen, dass sie auch zu neuen Konditionen arbeiten würden, sagt Schmarje. Danach sollten die verbleibenden Mitarbeiter auf fünf bis sieben Urlaubstage und das 13. Monatsgehalt verzichten und statt 38 nun 42 Stunden in der Woche arbeiten. Verhandelt werde im Zusammenhang über eine Auftrags- oder Beschäftigungsgarantie für ein oder zwei Jahre. Auch alle Auszubildenden sollen laut Schmarje weiter beschäftigt werden, so lange es keine Insolvenz gibt. Für die Gekündigten wolle die Geschäftsführung insgesamt 700 000 Euro Abfindungen zahlen. Laut Schmarje habe die Geschäftsführung dem Betriebsrat ein Ultimatum bis zum 10. Dezember gesetzt, um den Maßnahmen zuzustimmen. „Denn sie wollen die Kündigungen hundertprozentig noch im Dezember aussprechen.“

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