Landeshauptstadt: Stern-Center will aufstocken
Einzelhandelskonzept präferiert die Innenstadt
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Am Stern - Mit einer 40-Millionen-Euro-Investition will das Stern-Center seine Verkaufsfläche um 8 000 Quadratmeter erweitern. Das gab Center Manager Stephan Raml Donnerstagabend auf einer Veranstaltung der Stadtfraktion Die Linke im Bürgerhaus Am Stern bekannt. Mit der Erweiterung will der ECE-Konzern zusätzliche Kaufkraft nach Potsdam holen. Derzeit fließen laut Raml 16 Prozent der Potsdamer Kaufkraft nach Berlin und ins Umland. Jeder zehnte Euro werde in Berlin ausgegeben. Der Manager zeigte eine Karte, auf der Potsdam von 13 großen Shopping-Centern eingekreist erscheint. In 15 bis 30 Minuten könnten von Potsdam aus die neuen Einkaufstempel in Steglitz-Zehlendorf, Spandau und Wilmersdorf erreicht werden.
Mit der Erweiterung der Verkaufsflächen in der ersten Etage des Sterncenters sollen die derzeit 85 Geschäfte um 40 vermehrt und zusätzlich 175 Arbeitsplätze geschaffen werden. Im Stern-Center haben gegenwärtig tausend Menschen einen Arbeitsplatz. Für den umfangreichen Umbau müsste eine größere Anzahl der über 2000 Parkplätze verlagert werden.
Ob sich die Vorstellungen des Stern-Centers mit dem Entwurf des Einzelhandelskonzeptes, über das die Stadtverordnetenversammlung im Juli abstimmen wird, verträgt, bleibt indes unklar. Bernd Kahle vom Fachbereich Stadtplanung und Bauordnung präferiert die Stärkung der Innenstadt. Laut Kahle will die Verwaltung Standorte für zusätzliche 10 000 Quadratmeter Einzelhandelsfläche bis Ende 2008 nachweisen. Dazu müssten Grundstücke und Gebäude zusammengelegt werden, um größere Flächen für den Einzelhandel zu schaffen. Kahle betont, dass die Innenstadt noch immer nicht außer Gefahr sei, beim Babelsberger Zentrum spricht er gar von einer „Trading-down-Tendenz“, einem Abwärtstrend. Im Karstadt-Stadtpalais, durch dessen Neubau die Innenstadt einen sichtbaren Aufschwung genommen habe, seien noch erhebliche Flächen ungenutzt.
Linksfraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg plädierte für ein „Parallelverfahren“, also gleichzeitig das Stern-Center erweitern, die Einschränkungen für die Bahnhofspassagen lockern und die Innenstadt stärken. Ob der „Spagat“ gelingt, kann der Scharfenberg nach eigenem Bekunden nicht voraussagen.
Stern-Center und Linksfraktion erhalten Rückendeckung von der Industrie- und Handelskammer (IHK). Hauptgeschäftsführer René Kohl äußerte nach der Darstellung des Einzelhandelskonzeptes durch Kahle: „Es darf nicht so sein, dass erst die 10 000 Quadratmeter für die Innenstadt kommen und dann das Stern-Center“. Und: „Wir brauchen die Erweiterung um 8000 Quadratmeter, das ist keine Konkurrenz für die Innenstadt.“ Laut Kohl könne sich die Innenstadt überhaupt nur entwickeln, „wenn die Rahmenbedingungen stimmen.“ Der IHK-Chef ließ durchblicken, dass die Stadt hierfür zu wenig tut, zum Beispiel bei den Parkmöglichkeiten und der Reduzierung der Gebühren.
In der Diskussion gab es Zustimmung zu den Erweiterungsplänen des Stern-Centers. Dieter Scharlock verwies jedoch auf die zahlreichen Leerstände und die ungenutzte alte Kaufhalle am Keplerplatz sowie die Verödung in Drewitz. Laut Kahle seien der Stadtverwaltung in diesen Fällen die Hände gebunden, weil sie bei Insolvenzen keinen Einfluss nehmen könne.
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