Landeshauptstadt: Stern hat seinen Jagdstern wieder
Ältester Platz der Stadt am Jagdschloss originalgerecht hergestellt / Weg frei für Restaurant Kastellanhaus
Stand:
Am Stern - Potsdams ältester original erhaltener Platz, der „Stern“ am gleichnamigen Jagdschloss, hat sein Gesicht zurückerhalten. Jahrzehntelang vernachlässigt und von Brummi-Fahrern für die nächtliche Rast genutzt, wurde er in den vergangenen Monaten unter Leitung des Sanierungsträgers Stadtkontor Babelsberg für rund 160 000 Euro originalgerecht wiederhergestellt. Die Finanzierung war aus dem Förderprogramm „Soziale Stadt“ gesichert worden.
Am Samstag nahmen die Potsdamer die unter König Friedrich Wilhelm I. geschaffene Platzanlage, von der 16 Jagdwege, so genannte Gestelle, in die Parforceheide führten, neu in Besitz. Oberbürgermeister Jann Jakobs, der Generaldirektor der Schlösserstiftung, Hartmut Dorgerloh, und Christine Färber, Vorsitzende des Fördervereins Jagdschloss Stern und Parforceheide, hoben in der Platzmitte eine überlebensgroße lustige Figur des Soldatenkönigs zu Pferde von einer Bronzeplatte, die die Richtung und den Namen der Gestelle angibt. Die zuvor asphaltierte Fläche wurde mit hochwertigem gelben Granit gepflastert. Daran grenzen Rasenflächen, für die Spaziergänger wurden sechs Bänke aufgestellt. Das Parken ist auf dem Platz nicht mehr möglich, der Autoverkehr wird auf eine verkehrsberuhigte Verbindung Jagdhaus- und Sternstraße begrenzt.
In seiner schlichten Gestaltung entspreche der Platz der durch Einfachheit und Solidität geprägten Lebensweise seines Bauherren, des Soldatenkönigs, erklärte Christine Färber. Der Förderverein hatte zu einem Gläschen, Kaffee und selbst gebackenen Kuchen eingeladen und öffnete letztmalig in diesem Jahr das Jagdschloss für das Publikum. Mit dabei die SPD-Bundestagsabgeordneten Andrea Wicklein und Klaus-Uwe Benneter, die Gemäldekopien für das Schloss gesponsert haben. Auch am Samstag konnte Dorgerloh keine Hoffnung auf eine Daueröffnung des ältesten Potsdamer Schlossbaus machen. Nach wie vor ist für die Entkontaminierung des in der DDR-Zeit mit giftigen Holzschutzmitteln behandelten Gebäudes keine denkmalgerechte Lösung gefunden worden.
Eine sechs- bis achtmalige Öffnung wird jedoch auch in der Saison 2008 ermöglicht. Zudem soll der Förderverein von der Stiftung nun endlich einen Betreibervertrag erhalten. Dafür liegt ein Entwurf vor, der in dieser Woche von beiden Partnern verhandelt werden soll.
Generaldirektor Dorgerloh weckte neue Hoffnungen auf eine Wiedereröffnung des Kastellanhauses als Ausflugsgaststätte. Zwar fehlt nach wie vor ein Investor, die Stiftung und der Förderverein hätten jedoch, so durch Vorabklärung baurechtlicher und denkmalpflegerischer Probleme, wesentliche Vorarbeiten für den Ausbau des sanierungsbedürftigen Gebäudes geschaffen. Dazu zählen eine Sondergenehmigung für die Beibehaltung der niedrigen Raumhöhe im Obergeschoss sowie für einen verglasten Anbau. Dadurch könne ein Investor zügig mit dem Bau beginnen.
Teilnehmer und Gäste der Platzeinweihung waren sich einig, dass im und am Jagdschloss Stern noch viel zu tun bleibt. So erklärte der Stadtverordnete Harald Kümmel als Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Stern/Drewitz/Kirchsteigfeld, bei der Neugestaltung des Platzes vor dem Jagdschloss dürfe es nicht bleiben. So müsse die Pflege des Wegenetzes der Parforceheide intensiviert werden. „Viele der so genannten Gestelle sind kaum noch sichtbar“, stellte Kümmel. fest. Mit den Eigentümern der Parforceheide sei deshalb eine Vereinbarung über die Pflege notwendig. Nunmehr müsse ein Konzept für die Nutzung der Heide als Erholungswald erarbeitet werden.
Erhart Hohenstein
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: