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Bombenentschärfung: Stern wird zum Geisterkiez

Wegen Bombenentschärfung in der Wildeberstraße soll der Stadtteil bis 7.30 Uhr geräumt sein. Drewitz und Kirchsteigfeld von Tram abgekoppelt

Von Peer Straube

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Potsdam - Kiezbad zu, Bibliothek geschlossen, keine Busse und Bahnen – der Plattenbaukiez Am Stern wird ab dem heutigen Freitagmorgen, 7.30 Uhr, zur Geisterstadt. So lautet zumindest der Plan. „Wegen der hohen Zahl Betroffener wird die Evakuierung wohl einige Zeit dauern“, sagte Stadtsprecher Markus Klier am Donnerstag den PNN. 330 Verwaltungsmitarbeiter sind heute morgen im Einsatz, um zu kontrollieren, ob alle 10 500 Menschen den Sperrkreis auch pünktlich verlassen haben. Erst zweimal in der Geschichte Potsdams wurden mehr Menschen wegen eines Bombenfundes aus ihren Häusern und von ihren Arbeitsstätten vertrieben: 2006 wurden binnen weniger Tage gleich zwei Sprengkörper auf demselben Grundstück in der Lotte-Pulewka-Straße entdeckt – jeweils 11 800 Betroffene mussten damals für die Entschärfung umquartiert werden.

Entdeckt wurde die Bombe auf einem Privatgrundstück in der Wildeberstraße. Der Eigentümer habe von seinen älteren Verwandten schon vor einiger Zeit erfahren, dass auf dem Grundstück 1944 oder 1945 eine Bombe abgeworfen worden sein soll, sagte Klier. Als Ende August die kontrollierte Sprengung eines Blindgängers in München mit Schäden in Millionenhöhe endete, habe sich der Mann entschlossen, den Kampfmittelbeseitigungsdienst zu rufen. Der fand die Bombe US-amerikanischen Fabrikats in 2,50 Meter Tiefe.

Wann genau die Bombe gefallen ist, wo sich der Luftangriff des 14. April 1945 vor allem auf die Innenstadt konzentrierte, konnte auch der Kampfmittelbeseitigungsdienst nicht erklären. Das Abwurfdatum sei „nicht feststellbar, dürfte jedoch vor der Bombennacht vom April 1945 liegen“, sagte ein Sprecher den PNN. In den letzten Jahren habe es in diesem Bereich bereits Kampfmittelfunde gegeben. Wo genau, sagte der Sprecher allerdings nicht.

Vor allem Berufspendler müssen sich heute auf Einschränkungen gefasst machen: Die Großbeerenstraße ist ab 7.30 Uhr zwischen Gargarin- und Steinstraße gesperrt, von der Neuendorfer Straße aus Richtung Kirchsteigfeld kommend, ist immerhin noch die Auffahrt auf die Nuthestraße möglich. Letztere liegt nicht im Sperrkreis und ist uneingeschränkt befahrbar. Härter trifft es alle, die auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind: Ab 7.30 Uhr halten die Trams der Linien 92 und 96 an den Haltestellen Johannes-Kepler-Platz, Max-Born- und Gaußstraße in beiden Richtungen nur noch zum Einsteigen. Wenn der Sperrkreis geräumt ist, fahren die Straßenbahnen nicht mehr durch – zwischen Magnus-Zeller-Platz und Marie-Juchacz-Straße fahren Busse als Ersatz, allerdings außerhalb des Sperrkreises. Falls die Entschärfung bis zum Nachmittag nicht abgeschlossen ist, fährt die Tramlinie 99 zum Bahnhof Rehbrücke statt ins Kirchsteigfeld. Die betroffenen Buslinien 118, 690, 694 und 699 fahren ab dem Beginn der Entschärfung ebenfalls Routen außerhalb der Sperrzone.

Für die betroffenen Anwohner schafft die Stadt Aufenthaltsmöglichkeiten in der Coubertin-Schule. Für Infos zur Evakuierung ist heute ab 6.30 Uhr zudem ein Bürgertelefon unter der Nummer (0331) 289 16 66 geschaltet. 

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