Aus dem GERICHTSSAAL: Stich mit dem Regenschirm in den Bauch? Am Amtsgericht steht Aussage gegen Aussage
Auch am zweiten Verhandlungstag konnten Schuld oder Unschuld von Kevin K.* nicht bewiesen werden.
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Auch am zweiten Verhandlungstag konnten Schuld oder Unschuld von Kevin K.* nicht bewiesen werden. Der 31-Jährige soll seiner vietnamesischen Nachbarin einen schmerzhaften Stich mit seiner Regenschirmspitze in den Bauch verpasst haben. Nun sitzt er wegen gefährlicher Körperverletzung auf der Anklagebank.
Die Tat soll sich am 18. Dezember 2012 gegen 16 Uhr im Treppenhaus eines Wohnblocks am Schlaatz ereignet haben. Doch K. bestreitet die Vorwürfe. „Ich habe früher viel Mist gebaut. Aber eine Frau würde ich nie verletzen“, versicherte der zuletzt im Jahr 2008 wegen Sachbeschädigung Vorbestrafte. „Außerdem besitze ich gar keinen Regenschirm.“ In der Tat weist das Sündenregister des Hartz-IV-Empfängers keinerlei Gewaltdelikte auf. „Vor zwei Jahren hatte ich Stress mit der Frau, weil in ihrer Wohnung ununterbrochen gebohrt wurde. Da wollte sie mit einem Besenstiel auf mich losgehen. Aber das ist vorbei“, betonte Kevin K. Er könne sich nicht erklären, wieso ihn die Vietnamesin zu Unrecht bezichtige.
„Ich stand im Hausflur. Der Angeklagte kam die Treppe herunter und stach mir unvermittelt mit der Schirmspitze in den Bauch. Ich habe geschrien, da ist er weggerannt. Gleich darauf kam er noch einmal zurück und wollte mich erneut pieksen“, berichtete Kim K.* (41). „Zum Glück hatte ich einen dicken Mantel an. Der hat den Stich abgemildert.“
Merkwürdigerweise hörte niemand in dem Plattenbau verdächtige Geräusche. Die vom mutmaßlichen Opfer alarmierten Polizisten fanden „eine verängstigte und aufgelöste Frau“ vor, „Sie beschrieb uns den Täter, der einige Stockwerke über ihr wohnen soll“, erinnerte sich einer der Beamten. „Die Vietnamesin sagte, sie habe in der Vergangenheit öfter Streit mit dem Mann gehabt. Sie wirkte auf uns glaubwürdig.“ Als die Beamten an der Tür des vermeintlichen Angreifers klingelten, habe niemand geöffnet.
K. sagt, er sei zu dieser Zeit in Berlin gewesen, für Weihnachtseinkäufe. Diese Aussage stützte Marko M.* (35), der K. begleitet haben will. „Ich habe ein Spielzeugauto für meinen Sohn gekauft. Gegen 18.30 Uhr waren wir wieder zurück.“
So steht Aussage gegen Aussage. Staatsanwaltschaft und Gericht waren noch nicht bereit, im Zweifel zugunsten des Angeklagten zu urteilen. Sie wollen Kim K., die nach der vermeintlichen Attacke keinen Arzt aufsuchte, noch einmal in den Zeugenstand rufen. Außerdem sollen Mieter, die mit der Vietnamesin auf einer Etage wohnen, gehört werden. (*Namen geändert.) Hoga
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