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Landeshauptstadt: Stiefkind Bürgel

Gedenkstätte führt weiter ein Schattendasein

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Innenstadt / Fahrland - Die ungewöhnliche Persönlichkeit des Sternenforschers und Volksschriftstellers Bruno H. Bürgel (1875-1948) erschließt sich nicht allein aus seinen in 22 Millionen Exemplaren erschienenen Bestsellern wie „Aus fernen Welten“. Von gleicher Bedeutung sind die 3000 Pressebeiträge und 3350 erhaltenen Briefe, seine Zeichnungen und Fotos, die im Archiv der Potsdamer Bürgel-Gedenkstätte aufbewahrt werden. Der langjährige Planetariumsleiter und Verfasser mehrerer Bücher über den „Weisen von Babelsberg“, Arnold Zenkert, hat dieses Archiv in den vergangenen Jahren aufgearbeitet und digitalisiert. Im „Kulturladen“ des Bürgervereins Fahrland stellte der 83-Jährige am Montagabend die Ergebnisse seiner Forschungstätigkeit erstmals der Öffentlichkeit vor.

Besonders die Briefe an ihn zeichnen Bürgel in seiner Menschenfreundlichkeit und Güte aus. „Sie sind nicht nur ein Sternen-, sondern auch ein Seelenkundiger“, schrieb ihm 1938 der in die Emigration getriebene Jude Hugo Levy aus London. Mütter, die ihre Söhne verloren hatten, verfluchten in Briefen an Bürgel Krieg und Nationalsozialismus. Der Astronom, der seit 1915 in Babelsberg wohnte, fühlte sich in Nazideutschland in einem „tiefen Tal der Kultur“ und erwog, es „stehenden Fußes zu verlassen“. Zenkert gelang es, anhand der Briefzitate den ganzen Reichtum der Persönlichkeit Bürgels deutlich zu machen. Dieses Erbe dürfe Potsdam nicht preisgeben.

Dafür stehen die Zeichen allerdings schlecht. Dem Bürgerverein Fahrland und dem Kulturbund ist zu danken, dass sie diesen Abend ausrichteten. Doch hätte die Vorstellung nicht eigentlich in die Urania gehört, die Träger der Gedenkstätte ist? Der Umzug an den neuen Standort in der Gutenbergstraße hat deren Situation entgegen den Ankündigungen eher verschlechtert als verbessert. Dort stehen für die Bürgel-Gedenkstätte nur zwei winzige Räume zur Verfügung, in die nicht einmal Arbeitszimmer, Geräte und Bibliothek des Astronomen komplett hineinpassen. Auch dem Status als Literaturmuseum wird die Gedenkstätte kaum gerecht. Regelmäßige Veranstaltungen gibt es ebenso wenig wie eine stabile Verbindung zu den acht Schulen und vier astronomischen Einrichtungen, die Bürgels Namen tragen. Planetariumsleiter Rolf König weist darauf hin, dass die räumliche Enge ein Preis ist, den man für den Umzug in die Innenstadt habe zahlen müssen. Im Planetarium gebe es jedoch auch Veranstaltungen zu Bürgel. Auf Anmeldung werde das Archiv geöffnet. E. Hoh

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