Landeshauptstadt: Stiftung will Badgelände
Schlösserstiftung für Babelsberger Park als Ganzes
Stand:
Die Universität Potsdam hat ihren Rückzug aus dem Babelsberger Park angekündigt, wo sie in den 1950er Jahren für die damalige Richterschule errichtete Bauten nutzt. Anschließend soll auch dieser Teil des Gartendenkmals sein von Lenné und Pückler geprägtes Gesicht zurückerhalten. Das gleiche Ziel verfolgt die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten für den Geländestreifen am Tiefen See, der jetzt als Freibad genutzt wird.Von der Stadt möchte sie das ehemalige Hans Otto Theater an der Lennéstraße übertragen bekommen, um dort Depots und Werkstätten einrichten zu können. Darüber sprachen die PNN mit dem stellvertretenden Generaldirektor und Verwaltungschef der Stiftung, Dr. Heinz Berg.
Herr Berg, wann beginnt der Rückzug der Universität aus dem Babelsberger Park?
Er ist nach Fertigstellung des neuen Uni-Gebäudes am Griebnitzsee mit halbjähriger Verspätung ab Sommer 2007 vorgesehen und wird sich über Jahre hinziehen. Als erste werden durch das Landesamt für Liegenschaften und Bauen die beiden unmittelbar am Schloss stehenden Flachbauten sowie weitere drei zur Glienicker Lake hin gelegene Häuser abgerissen. Insgesamt wurden seinerzeit 19 Gebäude in den Park gesetzt, von denen die drei Studentenwohnheime zunächst erhalten bleiben sollen.
Was geschieht mit den freigeräumten Flächen?
Vor der Stiftung steht ab 2008 die schwierige Aufgabe, schrittweise die Bodenmodellierung, Wegeführung und Bepflanzung wieder herzustellen. Insgesamt brauchen wir schätzungsweise zehn Millionen Euro, um den Park Babelsberg auf seine urspüngliche Gestalt zurückzuführen. Die Finanzierung dafür ist noch nicht gesichert. Zunächst soll auf den ersten Abrissflächen eine Grobmodellierung erfolgen. Allein der Rückbau der Gebäude wird bis zum Jahr 2013 dauern.
Trotz dieser großen zusätzlichen Aufgabe dringt die Stiftung nun auch darauf, dass die Stadt das Freibad am Tiefen See aufgibt.
Es gehört nun einmal zum Stiftungsauftrag, den Park Babelsberg als Gartendenkmal des Unesco-Welterbes im Ganzen zu erhalten beziehungsweise wiederherzustellen, wovon auch die Stadt profitieren wird. Dafür sind die vom Freibad genutzten Flächen unverzichtbar. Wir verstehen natürlich die Sorgen der Stadt, die einen Ersatzstandort ausbauen müsste. Um sie nicht unter Zeitdruck zu setzen, steht unser Angebot, das Problem durch einen längerfristigen Auslaufvertrag zu lösen, wie wir ihn mit dem benachbarten Seglerklub bereits geschlossen haben.
Wenn sich die Stiftung wegen dieser Grundstücke mit der Stadt gerichtlich auseinander setzt, sieht das nicht gerade nach gutem Einvernehmen aus.
Manchmal macht sie“s uns in der Tat nicht leicht. Aber wir pflegen grundsätzlich gute Kontakte zur Stadt. Im Fall des Freibads verfolgen wir einfach unterschiedliche Interessen.
Noch nicht zustande gekommen ist die Übertragung des ehemals vom Hans Otto Theater genutzten Grundstücks Lennéstraße von der Stadt an die Stiftung.
Hier gehen die Gespräche weiter. Das Gebäude wäre der ideale Standort für unser Dokumentationszentrum, für Restaurierungswerkstätten und die Plankammer, die aus Sicherheitsgründen lieber heute als morgen aus dem Neuen Palais ausgelagert werden müssen. Unser Stiftungsrat erwartet eine unentgeltliche Übertragung, zumal der Ausbau der Gebäude hohe finanzielle Aufwendungen erfordern wird. Die Stadt ihrerseits ist auf Einnahmen angewiesen. Vielleicht können wir das Problem durch Flächenaustausch lösen. Die Stiftung besitzt in der Stadt Grundstücke, die sie nicht unbedingt benötigt. Beispiele sind das Thiemannhaus oder die Fläche am Brauhausberg, auf der einst das Belvedere stand.
Wie sehen Sie denn den Fortgang Ihrer Bemühungen?
Mitte September wird die ministerielle Referentenkommission über ein Flächen- und Funktionsprogramm für die Stiftung beraten und daraus eine Empfehlung für den im November tagenden Stiftungsrat ableiten. Ich gehe davon aus, dass dies wesentlich zur Klärung der Probleme beitragen wird.
Das Interview führte Erhart Hohenstein
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