
© Manfred Thomas
Landeshauptstadt: Stilist und Künstler
Der Geher und Fotograf Peter Frenkel feiert am Mittwoch seinen 70. Geburtstag
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Babelsberg - 70 Jahre und kein bisschen leise – jedenfalls fernab vom Ruhestand – wird Peter Frenkel morgen seinen runden Geburtstag feiern. „Wie ein Rentner fühle ich mich nicht. Ich fotografiere noch und halte als freiberuflicher Trainer meine Kunden und mich selbst fit“, erzählt der einzige deutsche Olympiasieger im 20-Kilometer-Gehen. Den größten Erfolg seiner Laufbahn feierte der gebürtige Thüringer am 31. August 1972 in München – und sorgte anschließend für große Aufregung bei der DDR-Sportführung.
Gemeinsam mit seinem Physiotherapeuten Wolfgang Kluge feierte Frenkel ausgiebig in Schwabing. „Ich allerdings ohne Alkohol, denn in meiner aktiven Laufbahn habe ich nie getrunken oder geraucht“, beteuert der Olympiasieger. Bevor das Duo am frühen Morgen ins Olympische Dorf zurückkam, hatte die DDR-Mannschaftsleitung schon sein Zimmer durchsucht und wollte die bayrische Polizei um Amtshilfe bei der Vermisstensuche bitten, nachdem die Offiziellen Frenkels komplettes Gepäck einschließlich der Goldmedaille im Zimmer gesehen und damit ein mögliches Absetzen vom Team ausgeschlossen hatten.
Vier Jahre danach gewann Frenkel in Montreal zum Abschluss seiner Laufbahn, in der er in Erfurt auch zweimal Weltrekorde gegangen war, noch Olympia-Bronze. Zum Gehen war der Stilist Peter Frenkel erst auf Umwegen gekommen. Im thüringischen Eckartsberga hatte er als Läufer begonnen, anschließend die Kinder- und Jugendsportschule in Nordhausen besucht.
Erst danach wechselte er zum Armeesportclub (ASK) nach Potsdam und zu den Gehern. Nach seiner aktiven Laufbahn war Peter Frenkel Fotograf beim ASK im Range eines Majors. Nach der Wiedervereinigung machte er sich selbstständig und mit seiner künstlerischen Veranlagung einen Fotografen-Namen. Seitdem ist Rudern seine fotografische Vorliebe. „Als Thüringer hat mich natürlich besonders gefreut, dass in Peking das Thüringer Duo Christiane Huth - eine Suhlerin aus dem Mittelgebirge - und Ann-Katrin Thiele Silber mit Goldglanz gewonnen hat, als ihnen nur wenige Zentimeter zum Sieg fehlten“, erzählt Frenkel. Die Dienstreise zur diesjährigen Ruder-WM ins polnische Posen ist fest eingeplant.
„Bei den Ruderern habe ich viele Freunde gefunden. In der Leichtathletik hatte man ja kein Interesse an unseren Erfahrungen“, stellt er etwas enttäuscht fest. Erstmals seit der Wiedervereinigung hat der Jubilar jetzt zur Heim-WM der Leichtathleten im August in Berlin eine offizielle Einladung erhalten – auch weil sein früherer Heim- und späterer Bundestrainer sowie jetziger Babelsberger Nachbar Hans-Joachim Pathus an Frenkels Erfolge erinnerte. „Durch ihn bin ich auch noch etwas an die Szene angebunden. Leider will sich ja in Deutschland kaum noch jemand so schinden, wie wir es früher gemacht haben und wie es neben Talent für große Erfolge notwendig ist“, meint Frenkel. Dem Berliner André Höhne traut er in Berlin einen Platz unter den ersten sechs zu. „Das wäre schon ein schöner Erfolg“, bemerkt der Olympiasieger, der sich schon auf die Ehrenkarten zur WM freut.
Vorher aber wird er noch selbst aktiv. Bei der Tour der Hoffnung unmittelbar vor der WM wird Frenkel wie nun schon seit vielen Jahren in vielen deutschen Landstrichen als Sport-Promi im Feld rollen, um Geld für leukämiekranke Kinder zu erradeln. Uwe Jenztsch
Uwe Jenztsch
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