Von Thomas Gantz: Stillstand wäre Rückschritt
Beim Handball- Regionalligisten 1. VfL Potsdam ist nun ein Nachdenken über die nächste Entwicklungsstufe gefordert
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Die in der Hinrunde der Handball-Regionalliga Nordost erspielte Bilanz des 1. VfL Potsdam lässt keine Wünsche offen. Im Schnitt gewann der ungeschlagene Tabellenführer jedes seiner fünfzehn Spiele mit elf Toren Differenz. Die interessante Frage ist nun, wie es weitergeht. Siegen sich die Potsdamer in der bereits am 10. Januar mit einem Auswärtsspiel beim Tabellenletzten HG Norderstedt beginnenden Rückrunde weiter so sorglos, so unverkrampft und angriffslustig durch die Spiele? Oder tritt doch die Situation ein, dass die Luft noch einmal dünner wird. Im VfL-Umfeld rechnet niemand mehr ernsthaft damit. Einzig die SG Flensburg-Handewitt II hat mit fünf Minuspunkten noch halbwegs Kontakt zu den Potsdamern.
Die Konkurrenz weiß, wie die Potsdamer spielen, das Überraschungsmoment ist dahin. Auch Peter Melzer leugnet dies nicht, obwohl er selbst zuletzt zusehends das Gefühl vermittelte, von der Rückkehr des VfL in die 2. Bundesliga überzeugt zu sein – wenn nichts Unvorhergesehenes mehr geschieht.
Der Trainer leitet daraus die Forderung nach der nächsten Entwicklungsstufe ab. Bislang trainierten die Spieler fünf Mal die Woche nach der Arbeit. Eine Spielklasse höher ist seiner Auffassung nach noch einmal erhöhter Aufwand erforderlich. An zwei Tagen will er vormittags üben lassen. Stillstand wäre seiner Meinung nach Rückschritt. Immer in Bewegung bleiben, die Rezepte des Erfolges nicht zu konservieren, sondern weiterzuentwickeln, darum geht es Melzer.
Er bewegt sich dabei allerdings nicht im luftleeren Raum. Der Sinn für die Realitäten muss gewahrt bleiben, allein schon der wirtschaftlichen Perspektive des Vereins wegen. VfL-Teammanager Göran Böhm umschreibt dies trefflich: „Es sollte uns allen Ansporn sein, den Visionen des Trainers einen finanziellen Unterbau zu geben. Man darf bei der Realisierung von Wunschvorstellungen jedoch nie die spezifischen Potsdamer Gegebenheiten aus dem Auge verlieren.“ Böhm meint damit, dass man nicht übertouren darf und etwa von einer abrupten Einführung des Vollprofitums träumt. Ohne das Vorhandensein einer neuen Sporthalle ginge es nach dem Aufstieg ohnehin noch nicht darum, das Knäuel von Inhalt und Präsentation zu entwirren. Die Inhaltsleistung, sprich der Sport, wird weiterhin weit vor der an der Heinrich-Mann-Allee möglichen Präsentationsleistung stehen. Im VfL-Umfeld verflucht man diesen Umstand und nimmt ihn dennoch als gegeben an.
Spielstark, kampfstark, selbstbewusst: Die Vorzüge des Tabellenführers haben bereits zur Saison-Halbzeit eine Situation geschaffen, in der vorgedacht werden kann. Intern geschieht dies, seit die Mannschaft kürzlich die Flensburger Zweitvertretung mit 36:30 bezwang. Demnächst sollen erste Gespräche mit Spielern geführt werden, die den Verein in der kommenden Saison verstärken sollen. Der 1.VfL Potsdam, so Göran Böhm, müsse aus den Fehlern der Vergangenheit lernen und vorarbeiten. Im Gegensatz zur Saison 2005/2006 träfe ein Aufstieg den Verein nämlich alles andere als unvorbereitet.
Thomas Gantz
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