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Landeshauptstadt: Stimmenstars

6. Deutscher Synchronpreis in Babelsberg vergeben

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Babelsberg - Ein roter Teppich ist vorm fx.Center in Babelsberg ausgerollt, es wimmelt von Menschen in Anzügen und schicken Kleidern. Die Kameraleute flitzen herum und richten ihre Objektive auf – ja, auf wen eigentlich? Zum sechsten Mal wird an diesem Donnerstagabend der Deutsche Preis für Synchron vergeben, doch die Stars sind gut getarnt. Denn die Synchronsprecher erkennt fast niemand – zumindest, so lange sie schweigen. Das tun sie an diesem Abend, der ihre Leistungen würdigen soll, aber natürlich nicht.

Trotzdem ist die Orientierung nicht leicht: Wie sieht wohl die deutsche Stimme des neuen James Bond-Darstellers Daniel Craig aus? Erstaunlich klein, wie sich herausstellt, mit kurzgeschorenem Haar und einem strahlenden Lächeln. Und einer überraschend hellen Stimme. Dietmar Wunder hat nicht nur Craig, sondern auch schon Cuba Gooding Jr. und Adam Sandler synchronisiert. An diesem Abend entscheidet der 47-Jährige in der Jury mit über die Preisvergabe. Neidisch auf die Schauspieler, die den Ruhm einheimsen, während die Synchronstimme unerkannt bleibt, sei er nicht – gibt dann aber doch zu, dass er „natürlich auch übernehmen würde, falls Craig mal keine Lust mehr hat“, und grinst breit.

Doch Dietmar Wunder ist nicht der einzige Gast mit berühmter Stimme: Gekommen sind auch die Sprecher von George Clooney, Johnny Depp und Matt Damon – sie heißen Martin Umbach, David Nathan und Matthias Hinze. Trophäen gibt es für sie allerdings nicht. Dafür bekommt zunächst doch eine Schauspielerin einen Preis: Suzanne von Borsody wird in der Kategorie „ beste weibliche Synchronleistung“ geehrt. Sie lieh für die deutsche Fassung des Films „Yes“ Joan Allen ihre Stimme. Der eigentliche Star des Abends ist aber die 13-jährige Potsdamerin Marie-Christin „Friedel“ Morgenstern. Ihre Synchronisation der kleinen Abigail Breslin in „Little Miss Sunshine“ befand die Jury als „herausragende Nachwuchsleistung“. Wie ein Profi läuft sie nun zwischen ihren Arbeitskollegen umher, Mama und Papa immer im Schlepptau. Doch das Energiebündel macht nicht schlapp, lächelt fröhlich in die Kameras. 2002 ist sie „einfach mal so“ zum Synchroncasting gegangen – und wurde genommen. „Als ich das erste Mal meine Stimme im Film gehört habe, dachte ich noch ,oh Gott““, sagt Friedel. Ob sie auch später Filme synchronisieren will, weiß sie nicht. „Im Moment ist es ein cooles Hobby.“ Ihr Kollege Rolf Schult, der seit vielen Jahren Robert Redford spricht und den Preis für sein „herausragendes Gesamtschaffen“ bekam, schätzt die Sache ernster ein. Als sein Sohn einst zum Synchron wollte, fragte der heute 80-Jährige ihn, ob er dazu denn auch bei Sonnenschein Lust hätte. „Als er da Nein sagte, war mir klar: Er ist nicht geeignet.“ Doch so ganz hat sich Christian Schult nicht dran gehalten: Er ist heute ebenfalls Synchronsprecher. Frida Thurm

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