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Von Thomas Gantz: Stimmungsvoll wie ewig nicht

VfL-Handballer boten beim 42:28 (20:15) über den HSV Peenetal Loitz eine beeindruckende Leistung

Stand:

Es dauerte lange, bis sich die Gäste aus ihren beiden Kabinen in Richtung Mannschaftsbus begaben. Gut anderthalb Stunden verbrachten die Regionalliga-Handballer des HSV Peenetal Loitz nach Spielschluss noch in den beengten Räumlichkeiten der Spielstätte, in der sie eben ein sportliches Desaster erlebt hatten. Es ging dort sehr ruhig und gefasst zu. Zu verarbeiten galt es eine Niederlage mit 14 Toren Differenz, deren Zustandekommen sich lange nicht abzeichnete. Über weite Strecken des Spiels hatte der 1. VfL Potsdam am vergangenen Samstag beim 42:28 (20:15) mit erheblicher Gegenwehr der Norddeutschen zu kämpfen. Kurz nach der ärgerlichen Roten Karte für den Aufbauspieler Stephan Mellack (14.) stand es 11:11. Vor 400 Zuschauern in der Sporthalle Heinrich-Mann-Allee blieb dies jedoch die einzige wirklich kritische Phase in einer Partie, die von der Intensität her weit über dem in der Regionalliga Nordost angebotenen Leistungschnitt lag. Die Loitzer spielten bis in die Schlussviertelstunde hinein sehr gut mit, fielen nach dem 31:27 (50.) jedoch unter dem Druck des Tabellenführers auseinander.

Als die zuvor sehr spielfreudigen und treffsicheren Victor Pohlack und Enrico Bolduan von der gegnerischen Abwehr energischer bearbeitet wurden, übernahmen die jüngeren VfL-Spieler Verantwortung (Alexander Schmidt, Jan Piske, Florian Schugardt). In einem Spiel, in dem der VfL nicht einen Siebenmeter zugesprochen bekam, trafen sie im Schlussgang nach Herzenslust. „Wir haben heute knapp siebzig Angriffe gefahren. Es war ein tolles Spiel. Wir hatten eine Stimmung in der Halle, wie ich sie hier noch nicht erlebt habe“, sagte VfL-Trainer Peter Melzer hinterher.

Bleibende Verdienste um die Atmosphäre bei dieser Partie erwarben sich 36 reisefreudige Anhänger des ThSV Eisenach, die das spielfreie Wochenende des Süd-Zweitligisten dazu nutzten, sich Potsdam anzusehen und am Abend ihrem ehemaligen Publikumsliebling Stephan Mellack zu huldigen. Den vom Naturell her zurückhaltenden Mellack machte dies vor Rührung sprachlos. Als er Eisenach als Handballer und Mitglied des dortigen Fanprojektes im Sommer nach vier Jahren verließ, hatte man sich darauf verständigt, dass „mal fünf oder sechs Leute bei Gelegenheit in Potsdam vorbeischauen werden.“ Angekündigt war nichts und mit einer ganzen Busbesatzung Sangesfreudiger hatte der 28-Jährige nie und nimmer gerechnet. „Sehr schade, dass ich nur eine Viertelstunde mitspielen konnte. Das hat mich total enttäuscht“, bemerkte er zu seinem Spielausschluss, der getrost als überzogene Reaktion auf einen Körperkontakt gewertet werden durfte.

Die Potsdamer spielen am kommenden Wochenende bei der Bramstedter TS und erwarten dann in der Uni-Sporthalle Golm die HSG Kropp/Tetenhusen/Dithmarschen. „Wir sind gut beraten, die Konzentration hoch zu halten“, sagte Stephan Mellack mit Blick auf die bevorstehenden Partien.

VfL: Pahl, Panzer; Pohlack 10, Kleiner 1, Barsties, Lenser, Melzer 5, Mellack 2, Bolduan 8, Bieganski, Piske 2, Schmidt 7, Reimann 2, Schugardt 5.

Thomas Gantz

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