DATEN UND FAKTEN: Stoff, Film, Loks: Industriegebiet Babelsberg
Von jeher ist Babelsberg ein Ort der Handwerker, Gewerbetreibenden und auch der Industrie. Das Handwerk hat in Potsdams größtem Stadtteil goldenen Boden.
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Von jeher ist Babelsberg ein Ort der Handwerker, Gewerbetreibenden und auch der Industrie. Das Handwerk hat in Potsdams größtem Stadtteil goldenen Boden. Viele der hier ansässigen Betriebe schauen auf eine lange Tradition zurück. Verwitterte Schriftzüge an Hausfassaden zeugen noch von dem, was war. So beispielsweise in der Benzstraße, wo einmal eine Sack- und Zeltfabrik ansässig war. In den vergangenen Jahren blieb die Zahl der in Babelsberg angemeldeten Handwerksbetriebe nahezu stabil. 343 Handwerker zählte der Stadtteil im Jahr 2000, im vergangenen Jahr waren es sogar erfreuliche 387. Es ist nicht verwunderlich, dass sich hier jene Gewerke vermehrt ansiedeln, die eine Vielzahl von Aufträgen im Sanierungsgebiet vermuten. Die meisten der Handwerker, nämlich 120, betreiben Bau- und Ausbaugewerbe, die nächste Gruppe mit einer Zahl von 79 sind jene, die sich um das körperliche Wohlbefinden der Babelsberger kümmern und aus der Gesundheits- und Körperpflege kommen. Ein leichter Zuwachs des Gewerbes insgesamt ist auch in der Statistik ablesbar: Im Jahr 2003 meldeten 213 ihr Gewerbe ab, aber 354 gründeten eine neue Existenz. Größter Arbeitgeber in Babelsberg ist heute die Filmindustrie, der einzige „Großbetrieb“ der aus produktionsreichen Ära Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts übrig geblieben ist. In dieser Zeit gab es in vor allem in Nowawes allein 13 Textilbetriebe, unter anderen die Aktienspinnerei Berlin-Neuendorf am Ende der heutigen Straße Alt Nowawes, direkt am Park gelegen, oder die Teppichfabrik Karl Hozak in der Glasmeisterstraße, Hoflieferant seiner Majestät und Belieferer des Reichstags in Berlin. Außerdem siedelten sich im ausgehenden 19. Jahrhundert fast ein Dutzend Betriebe der Metallverarbeitenden und Schwermetallindustrie an. Größter und bekanntester Repräsentant war die Lokomotivfabrik Orenstein&Koppel, zu DDR-Zeiten in einen VEB umgemünzt und „Karl Marx“ genannt. 3000 Menschen hatten hier zu Hochzeiten ihren Arbeitsplatz. Aber auch Sextanten und nautische Geräte wurden in Babelsberg produziert; auf dem heutigen Gelände des Toom-Baumarktes in der Großbeerenstraße befand sich das Unternehmen Greifeldt&Co. Ein Stück weiter wurden 1934 die Romeylow-Werke gegründeten, in denen feinmechanische Instrumente für die Nachrichtenübertragung hergestellt wurden. Ab 1939 übernahmen Friesecke & Höpfner die Produktionsstrecke. Ebenfalls in Babelsberg in der heutigen Benzstraße ansässig war die Schuhfabrik Haase und Russ. Und ebenso eine Schallplattenfabrik mit Namen „Tempo“, später besser bekannt unter dem Namen „Elektrola“. Die meisten Zeugnisse aus dieser Blütezeit sind verschwunden. Der Lok-Schuppen in der Wetzlarer Straße spiegelt verwittert die Glanzzeit wieder. Um so schöner, dass sich genau dort jetzt „Katjes“ mit einer Bonbon-Fabrik niedergelassen hat. NIK
Industriemuseum in der Karl-Liebknecht-Straße 23, geöffnet Di. und Do. von 13 bis 16 Uhr.
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