Landeshauptstadt: Stollen, Lichter und Schaufenster
Oberbürgermeister Jann Jakobs eröffnete gestern die Weihnachtsmärkte in der Innenstadt und in den Bahnhofspassagen
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Innenstadt - Nach zehn Minuten ist das Werk von Bäcker Erich Schröter dahin: Vom Riesen-Stollen bleibt nichts übrig bis auf ein paar Kindernasen voller Puderzucker. Dabei haben Schröter und seine Mitarbeiter fast drei Stunden an dem fünf Meter langen Gebäck gearbeitet: 12,5 Kilogramm Mehl und die gleiche Menge Sultaninen haben sie mit fünf Kilogramm Butter verrührt und schließlich anderthalb Stunden gebacken.
Mit dem Ergebnis schienen die Potsdamer zufrieden, als Oberbürgermeister Jann Jakobs gestern kurz nach 15 Uhr auf dem Luisenplatz die Stollenstücke an rund 50 Potsdamer verteilte, nachdem er den diesjährigen Weihnachtsmarkt in der Innenstadt mit einem Grußwort eröffnet hatte. Der Weihnachtsmarkt sei besser als der letztes Jahr, so Jakobs. Dass so auch Potsdamer und Besucher denken, hofft Wolfgang Cornelius von der AG Innenstadt Potsdam, der die Veranstaltungsagentur Coex mit der Organisation des Marktes beauftragt hat. Er hofft auf mindestens so viele Gäste wie 2005. Rund 500 000 Menschen spazierten damals nach Angaben von Coex über den Markt in der Innenstadt, mehr als 5000 Liter Glühwein sollen sie getrunken haben, ebenso viele Bratwürste und 8000 Quarkbällchen gegessen haben.
Dieses Jahr könnte den Besuchern etwas der „Anreiz fehlen“, fürchtet Cornelius. Denn statt der 120 Verkaufsbuden vom vergangenen Jahr stehen nun nur noch 90 Hütten auf der Brandenburger Straße – „fast zu wenig“, glaubt Cornelius. Doch vergangenes Jahr habe es eben „einige Kritiken“ gegeben, so der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Innenstadt (Agip). Vor allem Händler und Gastronomen hatten sich darüber beschwert, dass Buden ihnen die Schaufenster verstellt hatten. Auch dieses Jahr gab es bereits Kritik: Fünf Beschwerden seien an ihn im Vorfeld der Weihnachtsmarkt-Eröffnung herangetragen worden. In drei Fällen sei das Problem – beziehungsweise die Bude – einfach aus dem Weg geräumt oder wenigstens ein Stück verrückt worden. Lediglich einer Potsdamer Bürgerin habe Cornelius nicht helfen können. Sie hatte kritisiert, dass die Keramikstatuen der grünen Familie hinter den Weihnachtshütten nicht mehr zu sehen seien. Weil die Marktaufbauten an dieser Stelle fest montiert seien habe er ihr wenigstens versprochen, sich dafür einzusetzen, dass das Kunstwerk Weihnachten 2007 nicht zugestellt werden soll. Die Sorgen seiner Hauptkritikerin von der Bürgerinitiative Freies Tor, Galeristin Ute Samtleben, teilt Cornelius allerdings nicht. Der Stand des Vereins zum Wiederaufbau der Garnisonkirche verdecke ihr Schaufenster in der Brandenburger Straße lediglich zu 20 Zentimetern, so Cornelius. Dass ihr der Weihnachtsmarkt geschäftlich schaden könnte, ist für ihn darum nicht nachzuvollziehen. Wegen der Kommunikationsprobleme mit der Agip hat die Stadtverwaltung wie von Freies Tor gefordert einen kommunalen Ansprechpartner genannt, so eine Stadtsprecherin gestern auf Nachfrage.
Ganz verzichten könnten die Innenstadthändler zudem ohnehin nicht auf den Weihnachtsmarkt. Denn nur mit den Einnahmen durch die Stände könne die rund 20 000 Euro teure Weihnachtsbeleuchtung jedes Jahr in der Innenstadt finanziert werden. Wegen der 30 Stände weniger „fehlt dieses Jahr dafür ein dicker Batzen Geld“, sagte Cornelius. Darum gebe es dieses Jahr auch nicht wie 2005 eine Lichtinstallation an der Peter und Paul-Kirche. Mit rund 11 000 Euro hätte sie zu viel gekostet.
Dass die Eisbahn auf dem Luisenplatz noch nicht in Betrieb ist, liegt aber nicht am Geld, sondern an der fehlenden Baugenehmigung. Sobald diese erteilt ist, werde auch die Eisbahn öffnen, so Cornelius. Eröffnet ist auch der Weihnachtsmarkt in den Bahnhofspassagen. Dort las Jakobs gestern Kindern aus der Kita Märchenland eine Weihnachtsgeschichte vor. Auf die Frage, ob ihm die Kinder alle zuhören wollen, schrien diese begeistert: „Ja“. „So viel Zustimmung habe ich selten“, so Jakobs“ Kommentar.
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