Landeshauptstadt: Stopp am Lustgarten
Im Alten Rathaus gab es eine breite Front gegen den geplanten Neubau der Weissen Flotte
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Innenstadt – Die Empörung über den geplanten Neubau der Weissen Flotte am Lustgarten war einhellig. Etwa 80 Interessierte kamen Mittwochabend ins Alte Rathaus, um sich über den aktuellen Stand zu informieren. Eingeladen hatten die „Potsdamer Demokraten“ Wolfgang Cornelius und Peter Schultheiß (beide früher CDU-Fraktion). Bereits am nächsten Mittwoch will die Stadtverordnetenversammlung über den Verkauf eines 2500 Quadratmeter großen Grundstücks am Neptunbassin sowie über den Neubau für die Fahrgastschifffahrt beschließen.
Vor 14 Tagen informierten Baubeigeordneter Matthias Klipp (B90/Grüne), Flottenchef Jörg Winkler und Architekt Karl-Heinz Winkens von der Fachhochschule Potsdam erstmals über die einvernehmliche Lösung. Der Gestaltungsrat werde nicht einbezogen, weil es sich um die Weiterentwicklung früherer Pläne handele, so der Beigeordnete. Es geht um einen L-förmigen Bau, der das Neptunbassin an der Havelseite und zum Bahndamm hin einrahmt.
Viele Bürger, welche die Pläne und Darstellungen zum ersten Mal sahen, zeigten sich erschrocken. Die Baumassen seien zu massiv, die Wirkung des Lustgartens werde erheblich beeinträchtigt. So etwas passe nicht in die historische Mitte. Die Stadtverordnetenversammlung müsse den Grundstücksverkauf und den Neubau stoppen. Stadtverordnete Saskia Hüneke (B90/Grüne): „Die Verbindung des Stadtgartens zu Fluss und Landschaft wird zerstört.“ Gartenexperte Clemens Alexander Wimmer hatte in einem Vortrag die Bedeutung des Gartenkunstwerkes in seiner Entwicklung seit 1685 bis zum Buga-Jahr 2001 nahegebracht. Landschaftsarchitektin Rose Fisch, die zur Bundesgartenschau unter anderem für den Lustgarten beim Sanierungsträger zuständig war, berichtete, dass sich damals über 300 Architekturbüros um den Zuschlag für die Neugestaltung beworben hatten. Wenn jetzt eine derartig störende Bebauung des Ensembles stattfinden würde, müsse Potsdam mit der Rückzahlung von Fördermitteln rechnen.
Auf der Veranstaltung wurde neben der Wut auch Rat- und Hilflosigkeit deutlich. Cornelius und Hüneke wollen die Behandlung im Plenum aufschieben und zunächst in die Ausschüsse überweisen lassen. Ihre Chancen sind wegen der Mehrheitsverhältnisse gering. Andere wie der Architekt Christian Wendland forderten, den Standort der Flotte zu verlagern. Damit würde eine Diskussion, die seit sieben Jahren geführt wurde, wieder von vorn beginnen. Hierfür gibt es jedoch keine verfahrensrechtliche Grundlage. Peter Schultheiß erwägt gar eine gerichtliche Klage. „Wir lassen das juristisch prüfen“, kündigte er an. Günter Schenke
Günter Schenke
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