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Von Nicola Klusemann: Störfaktor im Villenviertel

Nachbarschaftsverein Berliner Vorstadt ließ Gutachten zu Bauvorhaben Seestraße 7 erstellen

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Berliner Vorstadt - Durch die geplante Baumaßnahme in der Berliner Vorstadt werde das „vorstadttypische Ortsbild“ massiv gestört. Zu diesem Schluss kommt jetzt ein vom Verein Berliner Vorstadt beauftragter Gutachter, der die bereits vorgebrachten Bedenken der Nachbarschaftsinitiative noch einmal unterstreicht. Im nächsten Bauausschuss am kommenden Dienstag soll der Bebauungsplan noch einmal diskutiert werden. Das Stadtplanungsamt schlägt vor, den Plänen für das Miethaus zuzustimmen.

Auf einem Grundstück soll wie berichtet ein dreigeschosssiger, zum Teil holzverkleideter Kubus entstehen. Gegen den regt sich seit Wochen Widerstand – unterstützt auch von den prominenten Seeanrainern. Das achtseitige Gutachten von Hans-Joachim Koppitz aus Bernau liefert den Planungsgegnern sachliche Argumente. Die Berliner Vorstadt bestehe aus einer Vielzahl von Villen und Landhäusern unterschiedlicher Epochen, die nur durch „behutsame Bebauung“ ergänzt werden dürfe. Das führe der Bebauungsplan für das Nobelstadtgebiet aus. Eine Abweichung von dieser Festsetzung sei nur in begründeten Ausnahmefällen möglich, so Koppitz. Die Ausnahmemöglichkeit reiche aber im konkreten Fall nicht aus, um den Widerspruch zu den Festsetzungen für die Gestaltung des Obergeschosses zu lösen, schreibt der Gutachter. Hier will die Genehmigungsbehörde eine Ausnahme machen, weil das Staffelgeschoss für die „unzweifelhaft außergewöhnliche entwurfliche Interpretation“ gerechtfertigt sei.

Die Bewertung des Entwurfs sei „Geschmackssache“, hatte der Fachbereichsleiter Stadtplanung und Bauordnung, Andreas Goetzmann, betont. Dennoch ließ sein Amt den Bauentwurf im Hinblick auf die bauliche Dichte inzwischen leicht modifizieren lassen. So sei der Baukörper Richtung Rubensstraße verschoben worden, damit vergrößere sich der Abstand zum Nachbargrundstück Seestraße 8. Der geplante Bau überschreite die zulässige Gebäudelänge von 16 Metern um 60 Zentimeter sowie die zulässige Terrassenfläche um 37 Quadratmeter . Diese Überschreitungen aber scheinen vertretbar, befindet das Amt in einer Stellungnahme.

Genehmige Potsdams Verwaltung trotz massiver Bedenken der Anwohnerschaft die Pläne für die Seestraße 7, wiederhole die Stadt, was im Battis-Bericht angemahnt worden sei, erklärt Martina Engel-Fürstberger, stellvertretende Vorsitzende im Vorstadt-Verein. In dem vor anderthalb Jahren vorgelegten Prüfbericht kam der Verwaltungsexperte Professor Ulrich Battis zu dem Ergebnis, dass in Potsdams Baugenehmigungsbehörde willkürlich entschieden werde.

Darum hat der Verein Berliner Vorstadt jetzt gegen Fachbereichsleiter Goetzmann Dienstaufsichtsbeschwerde eingelegt. Das bestätigte gestern auf PNN-Anfrage die Sprecherin der Stadt, Regina Thielemann. Die Beschwerde sei im Büro des Oberbürgermeisters eingegangen und werde nun geprüft, so Thielemann. In der Bauausschusssitzung am Dienstag, auf der sich die Mitglieder erneut zur Seestraße 7 verständigen wollen, wird Engel-Fürstberger, die für die FDP in der Stadtverordnetenversammlung sitzt, das Gutachten als Diskussionsgrundlage heranziehen. „Das hilft vielleicht beim Umdenken“, sagt die Vorstädterin.

Nicola Klusemann

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