Landeshauptstadt: Störfall Staudenhof
Ex-SPD Stadtverordneter Seidel: Mieten im DDR-Wohnblock schon jetzt hoch
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Innenstadt Christian Seidel ist enttäuscht und empört. Der frühere langjährige SPD-Stadtverordnete und Vorsitzende des Bauausschusses hat abermals massiv den Stadtverordneten-Beschluss vom Dezember 2011 kritisiert, eine Machbarkeitsstudie für den Staudenhof in Auftrag zu geben. Die Studie soll prüfen, ob der Wohnblock nördlich der Nikolaikirche in das historische Umfeld eingefügt werden kann.
Sollte dies geschehen, bestehe die Gefahr, dass das ein Jahr vorher beschlossene Leitbauten-Konzept unterlaufen werde. Der massive Plattenbau sprenge gleichsam die Mitte, erklärte Seidel am Montagabend auf einer Versammlung der Potsdamer Demokraten. Seidel präsentierte auf der Veranstaltung im Auftrag der Bürgerinitiative Mitteschön eine Studie des Architektenbüros Ursula und Bernd Redlich. „Das Haus am Alten Markt 10 sprengt die historisch gewachsenen städtebaulichen Maßstäbe“, sagt Seidel. Eine Zeichnung, die den Plattenbau, eingezwängt in die historische Blockbebauung darstellt, mache das deutlich.
Seidel bezweifelte außerdem die Darstellung, wonach die 182 Einraum-Wohnungen des Plattenbaus besonders preisgünstig und sozialverträglich seien. „Die Wohnungen sind billig, weil sie mit je 30 Quadratmetern sehr klein sind“, erklärte er. Der Quadratmeterpreis betrage netto kalt 6,21 Euro und bei Neuvermietungen nehme die Gemeinnützige Wohn- und Baugesellschaft (Gewoba) nach seinen Erkenntnissen sogar bis zu zehn Euro. „Der Wohnblock ist für die Gewoba eine Gelddruckmaschine“, sagt er. Aus den Überschüssen müsse eine Rücklage gebildet werden, um sozialverträgliche Mieten nach einer historischen Blockbebauung zu stützen.
Durch Korrosion, schlechte Wärme- und Schalldämmung und Bauschadstoffe sei das unsanierte Gebäudes mittlerweile an seine Grenzen gestoßen. Die Sanierung aber würde so teuer werden, dass die Mieten in die Höhe schießen, sagte Seidel. Es sei dann auch nicht damit zu rechnen, dass lediglich Einraumwohnungen entstehen. Ein neues historisches Wohnkarree würde nach Redlichs Berechnungen im Übrigen mehr Bruttogeschossfläche ermöglichen als der derzeitige Zustand.
Nach dem Stadtverordneten-Beschluss zur Ausarbeitung der Studie hatte die Ankündigung des Baubeigeordneten Matthias Klipp (B90/Grüne), den Siebengeschosser am Staudenhof möglicherweise zu erhalten, für heftige Kritik gesorgt. Laut Beschlusslage ist in diesem Bereich ein kleinteiliges Karree von historisierenden Blockbauten um einen Innenhof vorgesehen. Dies würde auch dem Stadtverordnetenbeschluss zur Wiedergewinnung der historischen Potsdamer Mitte entsprechen.Günter Schenke
Günter Schenke
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