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Aus dem GERICHTSSAAL: Straftäter aus Frust

Diebstähle, Brandstiftung, Tankbetrug / Bewährung

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Irgendwie hatte sich Benjamin B. (19, Name geändert) seine Lehre im Autohaus anders vorgestellt. „Ich musste immerzu nur Hilfsarbeiten machen und Wagen waschen“, nuschelte der Kurzgeschorene gestern vor dem Jugendschöffengericht. Aus Frust über seinen Brötchengeber wurde der Potsdamer zum Straftäter. Diebstahl, Brandstiftung und Tankbetrug legt ihm die Staatsanwaltschaft zur Last. Weil er geständig war und bislang eine weiße Weste hatte, kam Benjamin B. mit einer Jugendstrafe von sieben Monaten davon, ausgesetzt zu zweijähriger Bewährung. Und er muss 80 Stunden gemeinnützig arbeiten.

Am 16. September 2009 schnappte sich der unzufriedene Azubi zuerst den Schlüssel eines Opel Astra, danach das Fahrzeug selbst, das im Hof seines Arbeitgebers stand. Von einem anderen am Straßenrand geparkten Auto entwendete er die Kennzeichen, montierte sie an den Opel und fuhr mit ihm in der Gegend herum. Am 29. Januar 2010 – so die Anklage – stellte er den Pkw in der Waldstadt II ab, tränkte ihn mit rund fünf Litern Benzin und fackelte ihn ab, um seine Spuren zu verwischen.

Doch der Ärger über die vermeintlich schlechten Ausbildungsbedingungen war immer noch da. Am 8. März vorigen Jahres stahl Benjamin B. erneut einen Opel Astra vom Gelände des Autohauses, versah auch ihn mit geklauten Nummerschildern. Und weil der so viel Benzin schluckte, tankte Benjamin B. danach fünf Mal, ohne zu bezahlen. Um rund 255 Euro prellte er Tankstellen in Potsdam und Michendorf. „Ich hatte gehofft, dass ich auf den Videobildern nicht zu erkennen bin. Der Schaden ist inzwischen aber fast ausgeglichen“, versicherte der Angeklagte.

„Kann es sein, dass Sie Autos einfach nicht widerstehen können?“, fragte die Vorsitzende. „Das auch, aber der Frust während der Ausbildung hat es mir leichter gemacht, die Autos zu stehlen“, gab Benjamin B. zu. Dass er das Vertrauen seines Arbeitgebers missbrauchte, sei ihm damals egal gewesen. Der setzte ihn dann auch an die frische Luft.

„So etwas passiert bestimmt nie wieder“, versicherte Benjamin B. Jetzt bereitet er sich auf sein Fachabitur vor, absolvierte die 11. Klasse mit einem Notendurchschnitt von 2,3. „Danach will ich vielleicht zur Bundeswehr gehen oder studieren“, erklärte er. „Mein Mandant ist reumütig und geständig wie selten einer“, resümierte der Verteidiger. Er gab allerdings seiner Verwunderung Ausdruck, wie ein bis dato unbescholtener junger Mann über einen Zeitraum von neun Monaten eine Vielzahl erheblicher Straftaten begehen könne. „Er hat heute den Eindruck hinterlassen, dass er sich aus eigener Kraft aus dem Sumpf gezogen hat“, konstatierte die Vorsitzende. Hoga

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