Sport: Strammstehen statt Kicken
Potsdams Fußball-Weltmeisterin Babett Peter rückte zur Bundeswehr ein und will am Sonntag mit Turbine daheim Bad Neuenahr besiegen
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Krasser kann ein Umstieg kaum sein. Gestern Jubel in Shanghai über den gewonnenen Weltmeistertitel, Trubel beim Empfang durch 15 000 deutsche Fans vor dem Balkon des Frankfurter Römers, Heiterkeit nach einem Elfmetertor in der Bundesliga – heute Strammstehen in Reih und Glied, Rucksack packen und Marschieren durchs Gelände. Das tägliche Leben Babett Peters hat sich in den letzten Tagen gründlich verändert.
„Das ist alles schon ganz schön anstrengend“, gesteht Turbine Potsdams junge 13-fache Nationalspielerin, Weltmeisterin und nun frischgebackene Soldatin. „Um 5 Uhr ist Aufstehen, vor 23 Uhr komme ich nicht ins Bett. Das ist ziemlich hart. Auch als Weltmeisterin wird man hier nicht geschont.“ Nachdem sie am Sonntag mit einem verwandelten Foulelfmeter zum 1:1 ihrem Verein einen Bundesliga-Punkt bei der SG Essen-Schönebeck gerettet hatte, rückte die 19-Jährige am Montag in die Bundeswehr-Kaserne Nienburg ein; gemeinsam mit ihren WM-Kolleginnen Simone Laudehr und Fatmire Bajramaj vom FCR Duisburg, mit denen sie sich nun auch das Zimmer teilt. „Ich habe hier zwei Monate Grundausbildung, um dann in die Bundeswehr-Sportfördergruppe übernommen zu werden“, erzählt Babett Peter.
Zum Fußball-Training kommt die Abwehrspielerin nun unter der Woche nicht; mit Laufen hält sie sich so gut es geht fit. Erst wenn Freitagmittag Dienstschluss ist, düst sie von Niedersachsen zurück nach Potsdam, um hier die Übungseinheit mitzumachen. So auch heute, wenn sich Turbine weiter auf das Heimspiel am Sonntag gegen den punktgleichen Tabellennachbarn SC 07 Bad Neuenahr vorbereitet. Es wird der erste Heimauftritt der drei Potsdamer Weltmeisterinnen Nadine Angerer, Anja Mittag und Babett Peter nach dem WM-Triumph von Shanghai sein. „Ich hoffe, alle drei können auch spielen“, sagt Cheftrainer Bernd Schröder. Sein momentanes Sorgenkind heißt Anja Mittag – die 22-Jährige musste am Dienstag das Training wegen Magen-Darm-Problemen abbrechen. Doch ob mit oder ohne die Stürmerin: „Gegen Bad Neuenahr haben wir die Pflicht, zu Hause ein gutes Spiel zu zeigen und zu gewinnen“, fordert Schröder. „Der Boom nach der WM hält noch an. Wir erwarten viele Zuschauer und müssen denen auch was bieten. Wir müssen zeigen, wie weit wir inzwischen vorangekommen sind, nachdem wir letzten Sonntag in Essen zum Teil sehr guten Fußball spielten. Man muss dabei allerdings auch treffen“
Babett Peter war Turbines einzige Torschützin in Essen. Nach einem Foul an Bianca Schmidt schnappte sie sich das Leder, schritt zum Elfmeterpunkt und netzte ein (89.). „Ich habe bisher selten einen Elfer verschossen“, meint Peter, und: „Man muss auch Verantwortung übernehmen.“ Mit dem Ball zeigte sie sich treffsicher – bei der Bundeswehr steht erst in Kürze das Schießtraining an.
Anpfiff am Sonntag im Karl-Liebknecht-Stadion ist um 14 Uhr.
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