Landeshauptstadt: Straßenbahnkrach: Ins nächste Jahr vertagt Ausschüsse: Geräuschentwicklung aufklären und entschärfen / Schallmessungen auf CD
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Von Detlef Gottschling Potsdams Oberbürgermeister und die städtischen Vertreter im Aufsichtsrat der Verkehrsbetrieb in Potsdam GmbH (ViP) werden aufgefordert, darauf hinzuwirken, dass vor Auslösung der Bestellung weiterer Combino-Straßenbahnen vorhandene Probleme - insbesondere mit der unbefriedigenden Geräuschentwicklung – zufriedenstellend aufgeklärt und deutlich entschärft werden und bei neuen zukünftigen Straßenbahnstrecken der neueste Stand der Technik zum Gleisbau angestrebt wird. Hierzu soll der neuen Stadtverordnetenversammlung bzw. den zuständigen Ausschüssen Anfang 2004 berichtet werden. Das beschlossen am Dienstagabend die Ausschüsse für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen sowie für Recht, Sicherheit, Ordnung und Umweltschutz, die wegen des Combino-Straßenbahn-Streits gemeinsam getagt hatten. Nach einem Monate langen Schlagabtausch, der zwischen Combino-Befürwortern und -Gegnern geführt wurde, galt die gestrige Sitzung als ein Höhepunkt, drohte doch die Debatte durch den Kommunalwahlkampf die sachliche Ebene zu verlassen. Darauf achtete am Dienstag auch Ausschussvorsitzender Christian Seidel (SPD), als ViP-Technikchef Bernd Taenzer anhub, in dieser Richtung zu argumentieren. Er nahm schließlich sachlich Stellung zu Fragen des Stadtentwicklungsausschusses und händigte dazu eine umfangreiche „Kladde“ aus: Kern ist ein Untersuchungs- und Maßnahmeplan zu Betriebsgeräuschen – bezogen auf Gleise, Antriebe, Fahrwerk und Wartung - sowie zu Schadensgeräuschen, die von Getrieben und Schienen herrühren können. Eigens einen Kongress zu Niederflurstraßenbahnen will man in Potsdams stattfinden lassen. Weitere Schallmessungen seien nicht nötig, so Taenzer, da acht Beschwerden von sechs Bürgern dies nicht rechtfertigten. Die Forderungen der Bürgerinitiative in der Puschkinallee habe man allerdings sehr ernst genommen – deshalb hätten dort im Februar 2002 auch die Mikrofone gestanden. Die CD mit den stereofonen Klangbeispielen unterschiedlicher Combino- und Tatra-Bahnen wurde gleich mit ausgereicht. Was die gesetzlichen Bestimmungen angehe, so Bernd Taenzer, sei auch er der Auffassung, dass der Gesetzgeber zu lasch mit der Industrie umgehe. Hersteller Siemens sei bisher in Potsdam schon bei 18 Getrieben in Pflicht genommen worden, die als Garantieleistung ausgetauscht werden mussten; eine weitere Bahn werde derzeit überholt. Übermäßiger Zahnradverschleiß habe zu lauten Geräuschen geführt – „Titel“ 11 auf der CD beweist knurrende und röhrende Laute. Diese waren auch im Combino-Städtevergleich von Nahverkehrsberater Dieter Doege angeführt worden, der sich für die Potsdamer CDU-Fraktion in fünf Combino-Städten auf Spuren- und Ursachensuche begeben hatte. Er unterrichtete die Ausschüsse davon, dass die Fahrgeräusche bei sowohl abgenutzten aber auch bei voll intakten Radreifen aufträten: „Die Ursache ist noch unbekannt.“ Bernd Taenzer hatte eingeräumt, dass auch die Konstruktion der Wagenkästen diesbezüglich zu überprüfen und mit dem Hersteller Siemens gegebenenfalls zu modifizieren sei. Dass man es bei den Combinos mit Mängeln zu tun habe, darauf einigte man sich am Dienstag nicht. Dass die nächste Bestellung von Bahnen noch bis zum 31. Dezember erfolgen muss, da ansonsten Siemens aus dem Vertrag aussteigen kann, war kein Thema
Detlef Gottschling
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