Landeshauptstadt: Straßenbäume: Ein Drittel geschädigt
Engpässe bei Mitteln und Personal / Stark überalterter Baum-Bestand
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Der Zustand eines großen Teils der Potsdamer Straßenbäume gibt Anlass zur Besorgnis. „30 Prozent sind sichtbar geschädigt“, sagt Günter Geisler, einer der beiden Sachbearbeiter für Straßenbaumunterhaltung. Sein Kollege Lars Severin: „Es gibt darüber hinaus viele äußerlich nicht erkennbare Schäden.“ So könne bei einem optisch gesund aussehenden Baum der Stamm ausgefault oder die Wurzel durch Pilzbefall krank sein. Geisler erläutert, dass bei Leitungsverlegungen und Straßenbauarbeiten die Wurzeln in Mitleidenschaft gezogen werden und dann einen Angriffspunkt für die im Boden vorhandenen Mikroorganismen darstellen. „Es gibt daher kaum einen alten Baum, der nicht irgendeine Beschädigung aufweist.“
Bei größeren Straßenarbeiten könne laut Severin aus fachlicher Sicht oft vorhergesagt werden, dass die Bäume die nächsten Jahre nicht überleben. In diesen Fällen sei es immer öfter notwendig, den Bestand ganzer Straßenzüge zu fällen und neu zu bepflanzen. Das sei zum Beispiel in der Virchow- und in der Wichgrafstraße passiert und stehe jetzt der Mangerstraße bevor, wo ein großer Teil der Kastanien gefällt werden müsste.
Ein weit höherer Einsatz an Personal und Mitteln wäre laut Bereichsleiter Herbert Claes notwendig, um die 35 000 Bäume, welche die Straßen der Landeshauptstadt säumen, zu unterhalten. Der Bereich Grünflächen habe hierfür einen berechneten Bedarf von 1,15 Millionen Euro angemeldet, im Haushalt seien jedoch lediglich 660 000 Euro vorgesehen. Und das, obwohl die Preise für Dienstleistungen durch Fremdfirmen und die Kosten für Jungbäume erheblich gestiegen seien. Claes: „In den letzten Jahren sind die Mittel für die Straßenbaumunterhaltung ständig heruntergefahren worden.“
Ein erheblicher Mehraufwand ergebe sich darüber hinaus durch die eingemeindeten Ortsteile, in denen dreißig Prozent des Bestandes aus alten Bäumen bestehe, so der Bereichsleiter. Lediglich eine Aufstockung um 0,6 Planstellen habe es durch die zusätzlichen Aufgaben nach den Eingemeindungen gegeben. Nach der Rechnung von Lars Severin sei ein Sachbearbeiter in der Lage, bis zu zehntausend Bäume bei guter technischer Ausstattung fachlich zu betreuen. Demnach bleibe für Potsdam ein erhebliches Defizit. Bereichsleiter Claes ist sich dennoch sicher, „dass wir den Standard erhalten“. Aber alles, was darüber hinaus gehe, sei schlichtweg nicht machbar.
Etwa zweihundert Straßenbäume müssen nach Angaben des Bereichs Grünflächen pro Jahr gefällt werden. Als Ausgleich würden jeweils 350 neu gepflanzt. Seit 1993 habe Potsdam einen Zuwachs an 10 500 Jungbäumen zu verzeichnen, sagt Geisler. Damit sei die Gesamtbilanz erheblich verbessert worden.
Bei den teilweise über hundert Jahre alten Bäumen sei es laut Claes die erste Pflicht der Stadt, die „Verkehrssicherheit“ zu gewährleisten, das heißt Gefährdungen von Menschen durch marode Bäume zu verhindern. Dazu würden regelmäßig Inspektionen und Begutachtungen durch ausgewiesene Fachleute stattfinden. „Unser Ziel ist immer, so viel wie möglich vom alten Bestand zu erhalten.“, versichert Claes. Günter Schenke
Günter Schenke
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