Potsdam: Streetfight um neue Synagoge
Nach dem Vom Land verhängten Baustopp für die neue Synagoge in Potsdam lud der Förderverein zum Straßenfest. Die Jüdische Gemeinde und der Bauverein waren nicht offiziell vertreten.
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Innenstadt - Drei Tage nach dem vom Land verkündeten Stopp des Synagogenbaus in der Schloßstraße fand gestern an der Baugrube ein „fröhliches Straßenfest“ statt. Der Synagogen-Förderverein Potsdam e.V. hatte dazu eingeladen.
Was sich unter den flotten Klarinettenklängen des „King of Klezmer“ Igor Ginsburg wie eine Siegesfeier ausnahm, war schon lange geplant. „Dieses Fest haben wir seit vier Wochen vorbereitet“, sagt der ganz in Weiß gewandete Ud Joffe. Der Vorsitzende der Synagogengemeinde gehört als maßgebendes Mitglied des Fördervereins zu den Einladenden des Straßenfestes. Das „jüdische Pfingsten“, das Schawuoth-Fest, sei der ursprüngliche Anlass gewesen.
Ulrich Zimmermann, Vorsitzender des Synagogen-Fördervereins, macht jedoch keinen Hehl aus dem seit Freitagabend gewandelten Inhalt des Festes. Wie berichtet hatte die brandenburgische Landesregierung das Neubauvorhaben der Synagoge gestoppt, nachdem sich die jüdischen Gemeinden Potsdams nicht einigen konnten. Das Land habe beschlossen, dass der Entwurf des Berliner Architekten Jost Haberland „nicht zum Zuge kommt“, so die Interpretation Zimmermanns vor den 200 Anwesenden des Festes. Der Baustopp bedeute „nicht das Ende einer traurigen Periode, sondern einen Neuanfang.“ Wenn der bisherige Architekt das noch zu entwickelnde neue Nutzungs- und Betreiberkonzept nicht umsetzen könne oder wolle, müsse das Vorhaben neu ausgeschrieben werden.
Die Kritik des Fördervereins am bisherigen Entwurf richtet sich nicht nur gegen das äußere Bild, sondern auch gegen das Nutzungskonzept und die Finanzierung. Ulrich Zimmermann, Chef einer Ingenieur-Beratungsfirma, könne sich etwas Ähnliches wie die öffentlich-private Partnerschaft (ÖPP) für die Gesamtfinanzierung, also für Bau- und Folgekosten, vorstellen. Durch den Baustopp müsse die Synagoge nicht teurer werden. Das Land habe 5,3 Millionen Euro vorgesehen, die bisherigen Vorbereitungen hätten eine Million gekostet. Mit den noch verbleibenden 4,3 Millionen Euro sei der Bau bis zum Jahre 2013 umzusetzen.
Beim Straßenfest weitgehend außen vor blieben die Jüdische Gemeinde Potsdam mit ihrem jungen Rabbiner Shlomo Afanasev und der Synagogen-Bauverein mit dem Vorsitzenden Peter Schüler (Bü90/Grüne). Der Vorsitzende der Potsdamer Stadtverordnetenversammlung sei wie auch die Jüdische Gemeinde eingeladen gewesen, sagt Zimmermann. Schüler habe mitgeteilt, dass ihm und seinen Leuten im Bauverein „nicht nach Feiern zumute“ sei. Zimmermann wirft Schüler vor, dass dieser engagierten Bürgern die Mitarbeit im Bauverein verwehrt habe. Laut Jana Kadegis, stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Synagogen- Fördervereins, sei daraufhin erst die „Institutionalisierung des Widerstandes“ durch die Vereinsgründung erfolgt.
Zimmermann erläuterte gegenüber den PNN das weitere Vorgehen. Zunächst gehe es um ein abgestimmtes Nutzungs- und Betreiberkonzept. Nicht nur die jüdischen Gemeinden Potsdams, sondern die des gesamten Landes Brandenburg sowie die Öffentlichkeit seien daran zu beteiligen. Dann sei ein Architekt, Haberland oder ein anderer, zu finden. Als Nutzung sei ein Gebets- und Veranstaltungssaal ohne Gemeindezentrum vorgesehen. Bei den „architektonischen Vorgaben“ wolle der Verein die Öffentlichkeit einbeziehen. Laut Joffe entscheide der Rat der Jüdischen Gemeinden Brandenburgs am 23. Juni über den Synagogenbau und die Aufnahme der Synagogengemeinde in den Landesverband.
Günter Schenke
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