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Landeshauptstadt: Streicheleinheiten für die Pflegenden

Das Modell „Pflegebegleiter“ unterstützt Menschen, die andere betreuen

Stand:

In Deutschland gibt es momentan etwa zwei Millionen pflegebedürftige Menschen. In 20 Jahren, so schätzen Experten, werde die Zahl derer, die sich nicht mehr ohne fremde Hilfe zurechtfinden, auf knapp drei Millionen angestiegen sein. Hinzu kommt, dass die Mehrzahl aller Pflegebedürftigen, etwa 70 Prozent, zu Hause gepflegt werden. Die Angehörigen seien dabei oftmals einer enormen psychischen Belastung ausgesetzt. Zudem übten sie ihre soziale Aufgabe fast gänzlich ohne professionelle Unterstützung aus.

Im Potsdamer Stadthaus wurde gestern ein Konzept vorgestellt, das dieser Situation entgegenwirken soll. Das Bundesmodellprojekt „Pflegebegleiter“ erprobt bundesweit bereits seit 2004 unter wissenschaftlicher Beobachtung neue Formen und Strukturen zur Weiterentwicklung der Pflegeversicherung. Im Mittelpunkt soll dabei die Begleitung pflegender Angehöriger durch so genannte Pflegebegleiter stehen. Sie sei sicher, sagte gestern Potsdams Sozialbeigeordnete Elona Müller, dass das „Projekt hier Erfolg hat“.

Potsdam ist der 19. Standort bundesweit, 24 sollen es einmal werden. Getragen von den Spitzenverbänden der Pflegekassen und dem Bundesministerium für Soziales, versucht die Initiative, deutschlandweit lokale Projektinitiatoren zu finden. In Renate Günther und Gerrit Friedrich von der „Akademie 2. Lebenshälfte“ ist ihnen das nun für die Landeshauptstadt gelungen.

Pflegebegleiter zu sein heißt, „die Menschen zu unterstützen und zu motivieren, die tagtäglich einen anderen Menschen pflegen“, sagte Gerrit Friedrich. Dabei komme es nicht darauf an, „den Pfleger zu bevormunden“. Vielmehr solle beispielsweise in Form einer „liebevollen und wissenden Nachbarschaft“ ein Vertrauensverhältnis zwischen Pflegehelfer und Pfleger entstehen.

Noch bis 2008 konnten Bundesmittel für das Projekt angeworben werden. In zwei Kursen werden die Pflegehelfer in Potsdam auf ihre ehrenamtliche Aufgabe vorbereitet. Am Ende erhalten sie ein Zertifikat und einen Pflegebegleiterausweis, der sie für die mitunter sehr schwere, ehrenamtliche Tätigkeit legitimiert. Die Kurse werden im August und November bei der Sozialakademie Am Bassin 9 stattfinden. Anmelden könne sich jeder, der „ein liebevoller und guter Mensch ist“, sagte Friedrich. mst/nas

Infos unter Tel.: (0331) 817 06 39.

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