
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Streit am Weinberg
Anwohner üben Kritik an Entwicklungsprojekt
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Jägervorstadt - Nach vielen Jahren des Leerstands wird das einst beliebte Lokal „Weinbergterrassen“ zum Zankapfel. In der Anwohnerschaft regt sich massive Kritik an den Entwicklungsplänen der beiden Eigentümer. Wie aus einer den PNN vorliegenden Bauvorbescheidsanfrage hervorgeht, soll der in den 1920er Jahren vom renommierten Architekten Otto von Estorff an das Restaurantgebäude angebaute frühere Tanzsaal abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Auch das benachbarte Gartenhaus soll weichen. Das Entwicklungsprojekt sieht eine Wohnanlage vor, die das Areal stark verdichten würde. Das Restaurant – einst vom Architekten des Schlosses Cecilienhof, Paul Schultze-Naumburg, überformt – bekäme einen Anbau, flankiert von neuen Stadtvillen. Eine alte Mietskaserne, von Anwohnern „Hochhaus“ genannt, würde ebenfalls einen Anbau erhalten und sich in ihrer Größe nahezu verdoppeln. Hinzu kämen außerdem zwei Tiefgaragen.
Georg Ebner von Eschenbach, unmittelbarer Nachbar der Anlage, appellierte am Dienstagabend im Bauausschuss an die Verwaltung, das Projekt nicht zu genehmigen. Das Areal liege nicht nur in unmittelbarer Nähe des Unesco-Weltkulturerbes, sondern im Bereich der engeren Pufferzone, in der besonders strenge Denkmalschutz-Richtlinien Bausünden verhindern sollen. Leider sei die Pufferzonen-Vereinbarung noch nicht in Kraft gesetzt. Der Charakter des Ensembles werde bei Verwirklichung des Vorhabens „unwiederbringlich zerstört“, so Ebner von Eschenbach. Er berief sich auf ein Gutachten des Gartendenkmalpflegers und früheren Mitglieds der Unesco-Denkmalkommission, Klaus von Krosigk, aus dem Jahre 1995. Für die Villenanlage am Weinberg, stellt von Krosigk fest, habe Friedrich Wilhelm IV. mit Persius, Hesse und von Arnim die „wichtigsten Architekten jener Zeit“ herangezogen. Das „romantische Bau- und Gartenensemble“ sei „zu erhalten und wo irgend möglich instand zu setzen“.
Ein von den Eigentümern beauftragter Baugutachter kommt für den alten Tanzsaal und das Gartenhaus zu einem anderen Schluss. Er attestiert beiden als Folge von Witterung und Leerstand eine so starke Schädigung, dass sie „nicht zu erhalten“ seien.
Auch die Stadtverwaltung hat jedoch Bauchschmerzen bei dem Projekt. Über die Bauvorbescheidsanfrage hat sie noch nicht entschieden. Es gebe derzeit „keinen neuen Stand“, sagte Stadtplanungschef Andreas Goetzmann. pee
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