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Aus dem GERICHTSSAAL: Streit um Diddl-Mäuse

20-jähriger Sohn als Nebenkläger gegen Mutter / Verfahren eingestellt

Stand:

Es war nicht das erste Mal, dass Vera V.* (50) von ihrer Familie auf die Anklagebank gebracht wurde. Im aktuellen Fall geht es um 30 Diddl-Mäuse, mehrere Benjamin Blümchen- und Pumuckl-Figuren, die sie ihrem 20-jährigen Sohn Veit* im vergangenen Jahr gestohlen haben soll. Außerdem – so die Anklage – habe die in Scheidung Lebende am 27. Mai 2006 trotz Hausverbots das Gartenhaus ihres Mannes betreten und Veit dabei, der das verhindern wollte, gekratzt und gekniffen. Veit V. erstattete Anzeige. Er tritt im Prozess gegen seine Mutter wegen Diebstahls, Körperverletzung und Hausfriedensbruchs als Nebenkläger auf. Auch ihr Noch-Gatte, ein Jurist in leitender Stellung, belastet Vera V. im Zeugenstand. Die glaubt – wie schon während eines früheren Prozesses – ihr Mann wolle sie in die Psychiatrie bringen, um freie Bahn bei seinem Liebchen zu haben. Energisch bestreitet sie die Vorwürfe.

„Die Situation war von absolutem Irrsinn geprägt“, berichtet der von der Angeklagten getrennt lebende Ehemann Victor V. (52). „Mein Sohn, seine Freundin, meine neue Partnerin und ich saßen auf der Terrasse unseres Sommerhauses und tranken Kaffee. „Plötzlich rannte meine Frau durch das offene Gartentor aufs Grundstück. Veit stellte sich ihr in den Weg.“ Sie habe ihn weggeschubst, sei ins Haus gestürmt, um sich in der Toilette einzusperren. Nur der zu Hilfe gerufenen Polizei sei es schließlich gelungen, sie zum Verlassen des Hauses zu bewegen. „Das war übrigens nicht der erste Vorfall dieser Art“, so Victor V.

„Nein, er sei nicht beim Arzt gewesen, um sich seine Verletzungen attestieren zu lassen“, antwortet Veit V. auf eine entsprechende Frage der Richterin. Seine Freundin bestätigt allerdings, Kratzer an Veits Arm gesehen zu haben.

Vera V. habe befürchtet, ihr Mann würde ihre Sachen aus dem Gartenhaus abtransportieren, in das sie demnächst einziehen sollte. Da habe sie den Plan gefasst, sich in der Toilette einzuschließen und einen Polizeieinsatz zu provozieren, erinnert sich Valeri V.* (23), der ältere Sohn der Angeklagten. „Meine Mutter ist wie von der Tarantel gestochen ins Haus gerannt. Mein Bruder ist ihr hinterher gelaufen. „Es gab dabei aber keinen Körperkontakt. Mich regt das tierisch auf, wie hier versucht wird, eine Schwächere fertigzumachen“, empört sich Valeri. Er hält als einziger der Familie zu seiner Mutter. „Ich kann Ihnen jetzt schon garantieren, dass mein Vater mich nun wegen Falschaussage anzeigen wird“, mutmaßt er. Das Gericht hat genug gehört. Es beschließt, das Verfahren gegen Vera V. gegen 40 Stunden gemeinnütziger Arbeit einzustellen. (*Namen von der Redaktion geändert.) Hoga

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